In einem fernen Land

Im Herbst waren David und ich wieder in Südafrika. Diesmal fuhren wir selbstständig mit einem Auto von Ort zu Ort. Wir waren dankbar, dass es uns möglich war, einen Offroader zu fahren und dass die Klimaanlage funktionierte, denn es war sehr heiss. Manche Routen führten uns über Schotterstrassen und eine grosse Staubwolke folgte uns. In einem fremden Land unterwegs zu sein ist immer spannend. In einem Land, wo alles anders ist; die Sensoren mit denen wir die Umwelt wahrnehmen nicht so funktionieren wie zu Hause und wir versuchen aus Erlebnissen zu lernen. Die Kultur ist definitiv anders und abends ist die Müdigkeit riesig, weil alle Eindrücke des Tages verarbeitet sein wollen.

Der afrikanische Abendhimmel ist ein Phänomen für sich. Die Dämmerung hat ihren eigenen Zauber und nimmt mich jedes Mal wieder gefangen. Diese unendliche Weite des Himmels ist überwältigend und die Farbverläufe, die sich jede Minute verändern sind spektakulär. Oft bin ich enttäuscht über die Fotos, weil sie dem Erlebnis nicht gerecht werden. Aber es sind ja nicht nur die Farben und der Himmel sondern auch die Geräusche und Gerüche, die so ganz anders sind als wir sie kennen. Faszinierend!

Während unserer Reise haben wir vertraute Gesichter getroffen aber auch neue Freundschaften geknüpft. Das Baruch-Center in Bothaville haben wir erneut besucht, unsere Freunde in Migdol wiedergesehen und endlich ihre kleine, süsse Tochter kennengelernt. In Pretoria hatten wir die Gelegenheit mehr Menschen der JMEM-Base (Jugend mit einer Mission) kennenzulernen, mit jungen Südafrikanern ins Gespräch zu kommen und einem Ingenieur zu begegnen mit seinem sehr interessanten „Hydroponics System“.

Die unterschiedlichsten Situationen erlebten wir in diesem fernen Land. Sie brachten uns zum Schmunzeln, zum Schweigen, zum Lachen oder machten uns betroffen, wenn wir uns vorkamen wie im wilden Westen, als wir durch Bothaville fuhren und einen Pick-up mit Schafen und einem Stier hinten im Anhänger sahen. Oder wenn wir vor einer Garage warteten, damit unsere Pneus am Auto gewechselt wurden und wir einer Windhose aus lauter Farbpunkten zusehen konnten, die sich hoch in die Luft schraubte und uns zwischen Schönheit und Grausen schwankten liess, weil wir wussten, dass die farbigen Punkte in der Luft, Abfall in den verschiedensten Farben war vom Müllhaufen am Strassenrand, da in diesem Gebiet der Stadt die Müllabfuhr streikte und so der Abfall von mehreren Wochen die Strassenränder zierten. Oder wenn wir einen Vortrag vor mehreren jungen Südafrikanern hielten und sie uns an den Lippen hingen, weil sie mehr erfahren wollten über Beziehungen, Freundschaft und Ehe. Oder wenn wir im Auto konzentriert aus dem Fenster schauten um Gnus oder Zebras zu sehen und wenig später allen Löchern in der Strasse, sogenannten „Potholes“ auszuweichen. Oder wenn uns ein JMEM-Ehepaar in Potchefsdroom mit traditioneller Kleidung beschenkte, um uns in Afrika willkommen zu heissen und mir die Tränen kamen bei diesem symbolischen Geschenk.

Manchmal wundere ich mich über mein Leben. Niemals hätte ich als kleines Mädchen – das nicht gern auswärts übernachtete, weil da immer dieses Heimweh war – gedacht, dass ich so viele verschiede Länder und Menschen kennenlernen würde und mich fern ab von der Heimat wohlfühlen könnte. Österreich, England, Belgien, Frankreich, Albanien, Italien… und jetzt Südafrika. Das sind ein paar Stationen meines Lebens, die gefüllt sind mit Erlebnissen, Herausforderungen und Freundschaften, die mein Leben unglaublich bereichern. Gott hat mich/uns immer wieder weise geführt, da in uns die Sehnsucht brannte IHM nachzufolgen.

In Südafrika habe ich mich ein paar Mal ertappt, dass sich in mir ein grosses Staunen breitgemacht hat über den Verlauf meines Lebens. Ich bin ganz ehrlich, denn tief drinnen bleibe ich „es ämmitauer Buremeitschi“.

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