Erinnere dich…

Als Kind und jugendliche Person fragte ich mich oft, warum ich in der Bibel lesen soll. Ich wusste zwar, dass MAN das als Christ tut und deshalb tat ich es auch – mit mehr oder weniger Begeisterung. Manchmal war es ja schon spannend, aber oft ein Müssen und einfach langweilig. Vor allem, wenn die Wiederholungen kamen: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs…. uns aus der Sklaverei in die Wüste führte …. ins verheissene Land“… blablabla. “ (Petrus tut dies in seiner Rede an Pfingsten, genauso wie Stephanus vor seiner Steinigung – verrückt, wenn wir uns vor Augen führen in welcher Situation er sich in diesem Moment befand, – und dann natürlich Paulus). Im alten Testament sind es die Aufzählungen und Gesetzte, die mir die Augen schwer werden liessen: „Aus diesem Stamm so und so viele Männer und aus jenem Stamm so und so viele Männer …. die Länge der Stangen so und so viele Ellen und die Gefässe… blablabla… haltet meine Gebote… blablabla…“

Erst in der Bibelschule begann sich das grössere Bild in meine Kopf zu formen. Die Wiederholungen sind nicht da um uns zu langweilen, sondern damit wir uns erinnern. Wie gerne habe ich als Kind in meinem Fotoalbum geblättert, sowie auch in dem meiner Eltern. Oft fragte ich meine Mutter nach der Geschichte eines bestimmten Bildes. Es ist wichtig für jeden Menschen zu Wissen, woher er/sie kommt und zu wem wir gehören. Das gibt uns Stabilität und Vertrauen im Leben und das Wissen, dass wir richtig und wichtig sind.

Der Shabbat ist auch eine solch wiederkehrende Erinnerung an Gottes Bund, seine Taten und seine Verheissungen. Ein Tag an dem wir innehalten, reflektieren, träumen und uns erinnern. Besonders jetzt kurz vor dem Jahreswechsel bietet sich die Zeit an, um auf das vergangene Jahr zurückzuschauen. Was haben wir nicht alles erlebt!

Es war ein langer Prozess, bis ich verstanden habe, was gemeint ist mit diesen Wiederholungen und den Erinnerungen. Wie beim Volk Israel, da hat es auch nicht so geklappt mit dem Erinnern. Immer wieder haben sie vergessen, wer sie aus der Sklaverei geführt hat, haben sich auf Riten und Bräuche der Nachbarvölker eingelassen und haben andere Götter angebetet und da gings bergab mit ihnen. Das mit dem Erinnern scheint doch nicht so einfach zu sein. Wir brauchen Zeit dafür – Zeit um uns zu erinnern was er schon alles in unserem Leben getan hat.

Vor fast 12 Monaten habe ich mich auf eine Herausforderung eingelassen. Ich lese die ganze Bibel in einem Jahr. Ich bin ganz ehrlich, die Hälfte verstehe ich immer noch nicht und im Alten Testament gibt es entschieden zu viel Mord und Todschlag und doch lese ich heute mit anderen Augen als vor 15 Jahren als ich aufhörte in der Bibel zu lesen. (Ja mittlerweile lese ich wieder in der Bibel. Ich konnte ja schlecht eine Bibelschule machen ohne die Bibel zu lesen 😉 Je mehr Zusammenhang ich habe, desto mehr verstehe ich. Und die Erkenntnisse, die ich gewinne überraschen mich immer wieder. Oft hilft mir auch ein Video von Bible-Project um mir einen Überblick über ein Buch zu beschaffen.

Wo ich doch schon dabei bin ehrlich zu sein, dann war das Buch Hiob der erste Brocken, denn es zu verdauen gab… so viele Worte und Meinungen, das mir nach dem Lesen der Kopf schwirrte, aber wie auch immer. Dann gab es auch wieder spannende Momente mit dem Hirtenjungen David, der König wird. Doch dann kam wiederum der Prophet Hezekiel und auch Jeremiah… (dieser Mensch war extrem negativ – wenn ich das so sagen darf – und wiederholend – depressiv… wie auch immer ihr weisst was ich meine). Oft konnte ich aber auch Gottes flehende Stimme zwischen den Zeilen lesen, die darum bat gehört zu werden: „Ich meine es gut mich euch. Seht ihr das denn nicht? Wählt das Leben, lasst euch nicht auf böse Machenschaften ein. Ich liebe euch, was immer auch kommen mag.“ Viele schöne Verheissungen und Worte des Trostes sind mir begegnet in diesem „Bibel-Jahr“. Bald bin ich also fertig mit meiner „Ein-Jahres-Challenge“ und wie geht es wohl weiter mit meiner Bibellesegeschichte?

In den letzten Jahren hat Gott mein Herz verändert und ich verbringe gerne Zeit mit meinem Papa Gott, nicht nur beim Lesen der Bibel auch sonst im Zweigespräch. Von grossen Männer und Frauen, die uns vorausgegangen sind, wissen wir, dass sie oft viel Zeit mit Gott verbrachten. Ich denke, das ist ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt; Mir die Zeit zu nehmen und zu hören, zu lesen, zu forschen, zu entdecken. Wie in Sprüche 25,2: „Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen; aber der Könige Ehre ist es, eine Sache zu erforschen.“ Also machen wir uns auf, wir Königskinder, und gehen auf Entdeckungsreise!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert