Sternennacht

Wann ward ihr das letzte Mal bei Sternenschein draussen und habt euch die Zeit genommen die Lichter am Himmel zu betrachten? Für solche Unterfangen war es jetzt auch noch etwas kalt, und doch ist es etwas anderes den Nachthimmel draussen an der frischen Luft zu betrachten anstatt nur durch die Fensterscheibe hinauszuschauen.

Besonders des Nachts tauchen viele Sorgen, Ängste und Trauer auf (der unschöne Streit unter den Kindern, finanzielle Belastungen, ungelöste Eheprobleme, gärender Familienstreit, herausfordernde Schulsituation mit den Kindern, Stress mit dem Chef/Arbeitskollegen, aufwühlende Traumas aus Kindertagen, die an die Oberfläche drücken, Krankheit, Todesfall eines lieben Menschen), die während des hellen Tages weniger bedrohlich scheinen. Doch bei Dunkelheit und Stille werden sie laut und wollen sich in unseren Gedanken Gehör verschaffen.

Da hilft es mir manchmal einfach in die Nacht hinauszugehen und die Sterne zu betrachten. Meinen Blick auszurichten in die Unendlichkeit des Universums und mit dem Herzen mich dem Ewigen zu öffnen. Er ist derjenige, der die aufwühlenden Dinge wieder ins rechte Licht rückt, bei ihm kann ich abladen, durchatmen, loslassen. Ein Blick in den Sternenhimmel, umgeben von den Geräuschen der Nacht und der kühlen Nachtluft, die mir um die Nase streicht, hilft mir zu erkennen, dass da einer ist, der grösser ist als ich, grösser als meine Sorgen und Ängste. Einer, der um all das weiss, was mich beschäftigt, meine geflüsterten Gebete hört und meine wirbelnden Gedanken zu einem ruhigen Gedankenfluss lenkt. Die unendliche  Weite lässt mich klein und unbedeutend erscheinen und doch weiss ich, dass er mich und meine Liebsten kennt, um meine Träume und Wünsche weiss und gleichzeitig den Lauf der Zeit lenkt und das Weltgeschehen im Blick hat.

Diese Gewissheit lässt mich beruhigt unter die Bettdecke schlüpfen, ein geflüstertes Danke auf den Lippen und einem Frieden im Herzen, der nicht von dieser Welt ist.

Guet Nacht…

Warum starb Jesus für mich? – eine Reflexion

Vor wenigen Wochen feierten wir das Osterfest. In den Schaufenstern sahen wir Hasen und Eier in allen Frühlingsfarben. – (Wie war das nochmal? Was ist damals passiert?) – Jesus von dem sie sagten er sei der König der Juden oder der Messias wurde auf eine damals übliche, grausame Weise hingerichtet. Nach seinem Tod wurde er in Eile in ein leeres Grab gelegt, weil der Shabbat begann. Nach dem Shabbat aber war das Grab leer. Jesus ist von den Toten auferstanden. – (Okay und warum starb Jesus nochmal? Und warum ist das für mich wichtig?)

Diese Frage geht mir in den letzten Tagen durch den Kopf. Die Erklärung mit der ich aufgewachsen bin: „Jesus starb für uns damit wir versöhnt sind mit Gott dem Vater“ (Also hat der was gegen mich? – Nicht wirklich, aber er mag keine Sünde(r)). Ich habe im Laufe der Zeit viele Geschichten darüber gehört, warum dies so sein muss. Eine davon ist, dass wir mit jeder einzelnen Sünde, die wir begehen, einen Pfeil auf Gott abschiessen. Gott lässt sich dies aber nicht gefallen und schiesst zurück. „Gott sei Dank“ stürzt sich Jesus dazwischen und fängt die Pfeile ab und stirbt für mich. – (Ähm, also Gott verlangt von uns, dass wir vergeben, aber er selbst vergibt nicht, obschon er das im „Vater unser“ so sagt ,… wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“? Braucht Gott einen Sündenbock?)

Eine andere Erklärung lautet so, dass wir mit all dem Unrecht, das wir begangen haben uns unrein machen und so nicht vor Gott treten können. Gott ist so heilig, dass wir zuerst sauber sein müssen bevor wir zu ihm gehen können, denn er kann Schmutz nicht ausstehen. Gott kann uns dann durch die Brille von Jesu Tod ansehen. Durch den Tod von Jesus sind wir sind reingewaschen und können so sauber vor Gott treten. – (Ähm, aber Jesus war auch dauernd unter den Menschen und die waren doch unrein und nicht perfekt? Sind Gott und Jesus nicht ein und die-/derselbe?)

Diese Erklärungen klangen für mich je länger je mehr nach dem Spiel guter/böser Polizist. Gott klagt mich an für alle meine Fehler und verurteilt mich zum Tode. In letzter Sekunde springt Jesus auf und ruft: „Nein, nein, für sie bin ich gestorben, ich kenne sie und sie kennt mich.“ Gott dreht sich um, schlägt mit der Faust auf die Armlehne seines Thrones und ruft: „Mist schon wieder eine durch die Lappen.“

Das grösste Problem wurde für mich aber, wie der Vater dargestellt wird. Mit Jesus hatte ich da gar keine Probleme, der war mein Freund und starb sogar für mich. Aber der Vater? In welchem Licht erscheint er? Gott wird sooooo wütend darüber, dass ich Unrecht tue. Er wird dermassen wütend, dass unbedingt jemand sterben muss damit er seine Wut abreagieren kann. Das heisst, er lässt seinen Sohn töten und dann ist alles wieder in Butter? (Also ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob mit einem solchen Typen befreundet sein möchte. Sein Sohn ist ja voll Okay, aber der Vater hat irgendwie ein Problem!)

Ist das wahr? Muss Gott wirklich Blut und Tod sehen um mit mir/uns Menschen eine Beziehung haben zu können?

Vor ungefähr 20 Jahren hat Gott während einer Zeit der Stille zu mir gesagt: „Ich bin nicht so wie du denkst, dass ich bin.“ Das war der Anfang einer langen Reise, die mich Gott Vater näher brachte. Sie führte mich durch trockene, sengende Wüsten, zu schwindelerregenden Höhen, zu verborgenen Quellen und sprudelnden Bergbächen. Wie konnte ich einem Gott vertrauen, der seinen Sohn töten liess um seinen Zorn zu besänftigen? Bei dem ich nicht wusste, ob das Opfer, das Jesus brachte auch reichen würde. Es könnte ja sein, dass ich etwas tue, das ihn wieder wütend macht und was dann? Würde ich diesmal wieder ungeschoren davonkommen? Ich war Jesus total dankbar für alles, was er für mich getan hatte, aber mit dem Vater wollte ich lieber nicht all zu viel zu tun haben. Man kann ja nie wissen… Und doch war dieses Verlangen da, Gott besser kennen zu lernen. Ich liebte diesen Gott auch wenn ich, gelinde gesagt, ein etwas gestörtes Verhältnis zu ihm hatte.

Die letzten 20 Jahre hat Gott mich weggeführt von so vielem von dem ich dachte ich müsse es tun, um Gott zu gefallen. Ich dachte, ich müsse jeden Tag Bibel lesen, ich müsse jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen, ich müsse anderen Menschen von Gott erzählen, ich müsse ein gutes Leben leben, um in den Himmel zu kommen, ich muss …, ich sollte noch …., ich muss … – Bis ich aufhörte in der Bibel zu lesen (letztes Jahr fing ich wieder an, weil wir eine Bibelschule machten – ohne Bibellesen ging da nichts 😉), weil alles, was ich las, klagte mich an. Ich hatte das Gefühl niemals genügen zu können. Ich hörte auf in die Gottesdienste zu gehen. Alles was von der Kanzel kam, setzte mich unter Druck mich noch mehr anzustrengen (obwohl das sicherlich nicht so gemeint war). Ich wollte Gott direkt hören. Ich wollte den direkten Draht. Ich wollte Gott im Alltag, jeden einzelnen Tag, ehrlich, lebendig, authentisch, echt, ohne „so tun als ob“, ohne Floskeln, ohne verkrampft zu sein.

Also wie ist dieser Gott denn nun? Wie bring ich diese Bilder mit dem liebenden Vater zusammen, von dem immer gesprochen wird? Warum musste denn dieser Jesus sterben, wenn Gott ein liebeder Vater ist und nicht diese wütende Furie? Was wenn es gar nicht um Strafe geht bei diesem Kreuzestod? Was ist wenn es gar nicht darum geht Gott zu besänftigen? Was wenn es um mich und meine Scham geht? (Hä? Wie jetzt? Jetzt geht`s plötzlich um Scham? 🤔)

Ganz zu Beginn in der Bibel (1.Mose 3) finden wir zwei die sich sehr geschämt haben für ihre Nacktheit, dass sie sich sogar aus Feigenblättern Lendenschürzen machten. Diese Bekleidung hielt wohl nicht seht lange aber es war besser als nichts. (Gott dachte wohl bei sich: “Nein so geht das nicht, so sind Adam und Eva nur mit ihrer Kleiderherstellung beschäftigt, es muss anders gehen 😉) Nicht Gott schämte sich für die Nacktheit, denn er hatte Adam und Eva so geschaffen, aber er brachte eine langanhaltende Lösung für die beiden und gab ihnen Fellkleidung. Dafür musste ein Tier sterben, doch so fand das Thema Scham eine abschliessende Lösung, Adam und Eva konnten sich geschützt und frei auf der Erde bewegen.

Wir basteln uns heutzutage keine Lendenschürzen aus Feigen mehr und doch wissen wir alle was Scham ist (Bin ich richtig, so wie ich bin? Bin ich schön genug? Leiste ich genug? Gehöre ich dazu?) und kennen Scham-Schutz-Mechanismen. Tief in uns wissen wir, dass wir vor Gott nicht bestehen können. Im Licht seiner Heiligkeit, fühlen wir uns beschämt, unwürdig und klein (wie Jesaja) und doch versuchen wir uns selbst einzureden, dass das schon okay ist was wir tun oder überzeugen andere davon, dass das was wir tun total in Ordnung ist. (So eine kleine Notlüge tut doch niemandem weh, in unserer Gesellschaft wird das so akzeptiert und praktiziert.) Wir halten uns an die neutestamentlichen Prinzipien, arbeiten ehrenamtlich in der Kirche mit, gehen nach Afrika in die Mission, unterstützen Missionare in Peru, lesen täglich in der Bibel, … tun 1000 Dinge um Gott zu gefallen und uns vielleicht doch noch seine Gunst zu verdienen. Dazu eine kleine Geschichte:

Ein Mann kommt in den Himmel, steht vor dem Himmelstor und fragt Petrus: „Hallo Petrus, kann ich rein?“ – Petrus antwortet: „Hm, keine Ahnung, wieviele Punkte hast du?“ – „Punkte? Wie? Was? – Wieviel Punkte brauche ich denn?“ – Petrus antwortet: „100 Punkte, du brauchst 100 Punkte“ – „Oh ähm, also ich habe 20 Jahre in der Suppenküche gearbeitet, Menschen geholfen…“. – „Ah ja, das gibt einen Punkt.“ – „Was einen Punkt? Einen Punkt pro Jahr?“, fragt der Mann. „Nein, einfach einen Punkt“ – „Oh, okay… dann war ich noch Pastor für 25 Jahre…“ – „Aha“, meint Petrus „also gut dafür gebe ich dir auch einen Punkt“. Der Mann vor dem Himmelstor sucht verzweifelt nach weiteren Dingen, die ihm einen Punkt einbringen könnten. Da taucht ein anderer Mann auf und marschiert mit grossen Schritten auf das grosse Tor zu. Der ehemalige Pastor unterbricht seine Gedanken und erkennt in dem anderen Mann einen Geschäftsmann. Dieser winkt Petrus zu und ruft: „Hallo Petrus“ – „Hey wie geht`s? Alles klar?“ – „Ja alles in Ordnung“ und mit diesen Worten verschwindet er hinter dem Tor. „Hey was ist mit diesem Typen?“ ruft der erste Mann aufgebracht. Petrus schaut ihn nur verständnislos an und meint: „Ach, der! – Weisst du, der spielt dieses Spiel nicht mit …“

Nicht Gott brauchte den Tod Jesu um uns wieder anschauen zu können, sondern wir Menschen brauchen ihn um Gott wieder anschauen zu können. Der Tod Jesu beantwortet etwas in mir, er beantwortet nicht etwas in Gott. Die letzten Jahre waren eine Reise für mich: von einem Gott, der das Opfer „braucht“ – zu einem Gott der das Opfer „ist“.

Ähm – und wo in der Geschichte finden wir die Hasen und Eier? Tja, das ist ein anderes Thema… vielleicht in einem anderen Blog 😉

Die einsame Insel

Wünschen wir uns nicht manchmal weit weg auf eine einsame Insel? Einfach in Ruhe gelassen werden von allen Sorgen und Problemen? Schwierigkeiten und Mühsal wünschen wir, weit hinter uns zu lassen?

Könnten wir uns dies nicht auch beim Volk Israel fragen? Warum hat Gott genau diesen Fleck Erde für sein Volk ausgesucht? Hätte Gott nicht viel besser sein Volk einfach auf eine einsame Insel geschickt und sie dort gelehrt? Dort hätte es keine andern Völker gegeben, keine aggressiven Könige, die ihr Territorium vergrössern wollten, keine gruseligen Riten und menschenunwürdige Götzendienste.

Aber nein! Gott hat sein Volk mitten in einen Knotenpunkt gesetzt. Die Handelsstrasse zwischen Ägypten, Assyrien und Babylonien führte genau durch das Königreich Israel/Juda. Als das römische Reich in Richtung Persien expandierte kam es auch dort vorbei genauso wie zuvor Alexander der Grosse.

Immer wieder zogen Händler und Reisende durch des Gebiet des Volkes Israel. So ein kleines Land und doch war es genau das, was Gott Abraham versprochen hatte in 1. Mose 12, 2: „Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.“

Dies ist der Grund warum wir nicht abgeschottet auf einer einsamen Insel vor uns her vegetieren. Nein, wir stehen HIER, mitten im Leben. Wir leben mit unseren Familien, unseren Nachbarn, unseren Gaben, unserer Arbeit, unserer Leidenschaft hier auf dieser Erde. Dieses Versprechen gilt auch uns. Wir SIND gesegnet – auch wenn wir das nicht jeden Tag so sehen – und wir SIND ein Segen für andere. Wir sind ein Segen für andere trotz unserer Fehler, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Die Betonung liegt auf sein und nicht auf TUN! 😊

Gott will alle Menschen segnen, weil er die Erde, alles und alle, die darauf leben, liebt.