Leben

Gestern um 3 Uhr in der Nacht kamen wir wieder hier im Steckholz an. Eigentlich planten wir noch einige Tage länger in England zu bleiben um gemeinsam mit Goldneys noch zu reflektieren und mögliche nächste Schritte zu planen. Doch einige Faktoren liessen uns umplanen und nun sind wir wieder hier. 

Gestern Mittag während dem Ausräumen des Autos traf ich unsere Nachbarin vor dem Haus. Ich erzählte ihr ein wenig von unseren letzten vierzehn Tagen. Sie hatte vor rund vierzig Jahren selber auch eine Bibelschule gemacht. Sie fragte mich dann: „Und davon kann man leben?“ Diese Frage enthält soviele verschiedene Schichten. 

Gemeint ist in erster Linie damit „das nackte Überleben“. Wirft diese Tätigkeit genug Geld ab, um damit Nahrungs- und generelle Erhaltungskosten bezahlen zu können? Da dieses Projekt grundsätzlich ein professionelles Kunstprojekt ist, wird es vom Arts Council, sowas wie das Kunstsministerium, gefördert. Die Thematik der Zwangsarbeit auf Baustellen liegt der CIOB (Chartered Institute of Building) auf dem Herzen und um die Gesellschaft darüber zu informieren sponsern sie uns. Das 101 hat die Liegenschaft und Gelder um Theaterkompanien zu empfangen, die ein Aussenstück entwickeln wollen und so kamen wir in Genuss diese Lokalität mit Halle und Werkstatt nutzten zu können. Und dank einem weiteren Grund organisierten sie uns sogar noch eine Mahlzeit pro Tag. So war also durch unsere Tätigkeit unser Überleben gesichert durch gesponserte Kost und Logie. 

Ende Mai kam ich wieder einmal in den Genuss einiger Weisheiten von Danny Scott, als er an der Creative DTS in Wien unterrichtete und ich sein Team ergänzen durfte. Er kam auf den „dynamic cycle of grace“ von Dr. Frank Lake zu sprechen. Dabei geht es darum, dass in unserer Gesellschaft wir zuerst etwas erreichen müssen (Achievement). Wir müssen uns in einer Tätigkeit auszeichnen, zum Beispiel beim Fussball spielen. Dann erhalten wir einen gewisse Bedeutsamkeit, unser Wert wird erkannt (Status); Unser Status ist jetzt Fussballer. Dies führt dazu, dass wir ernährt und gefördert werden (Sustenance). Sponsoren werden auf uns aufmerksam. 

Schlussendlich werden wir uns jetzt gesellschaftlich akzeptiert fühlen. Wir spielen jetzt für Real Madrid, ein guter Club, also nehmen wir langsam aber sicher an, dass wir gesellschaftlich okay sind. Nur leider ist da noch ein Spieler bei Barcelona, der noch besser verdient und dies schlägt uns aufs Gemüt. Also beginnt der Kreis wieder von vorn und wir arbeiten noch härter um Bedeutsamkeit, Geld und Akzeptanz zu erreichen. 

Bei Gott ist der Kreis genau anders rum. In aller erster Linie sind wir einfach, geliebt und akzeptiert. Die meisten von uns wurden aus einem schönen Moment heraus gewollt gezeugt. Wir waren von Anfang angenommen worden. Bei einigen vielleicht nicht von ihren irdischen Eltern, aber definitiv vom himmlischen Daddy. Gott sagte zu Jesus bevor dieser irgend etwas nennenswertes erreicht hat: „Dies ist mein Sohn, an dem ich Gefallen habe.“ 

Dann werden wir ernährt. Zuerst in der Gebärmutter durch die Nabelschnur. Wenn wir dann rauskommen erhalten wir bereits einen bedeutenden Status; Wir sind jetzt Mensch und werden mit unserem Wert erkannt. Diese Grundlage beflügelt uns nun dazu Dinge zu Tun und zu erreichen. Bei Gott gibt es keinen Zusammenhang zwischen erreichen und angenommen sein (Achievement und Acceptance)! Wir sind bei ihm angenommen ohne zuerst beweisen zu müssen, dass wir auch die erwarteten Leistungen erfüllen. Er hat keine Leistungserwartungen an uns! Er ist sich vollkommen sicher, dass wir, wenn wir uns angenommen und geliebt wissen, wir auch Segen überfliessen lassen werden. 

Ich traf im letzten April in Albanien Phil das erste Mal und hatte bereits den Eindruck Inspire und Justice in Motion würden gut zusammen passen. Ich hatte den Gedanken, dass ein gemeinsames Projekt für beide Seiten ein Gewinn sein würde. Dabei dachte ich nicht daran, dass ich dann „davon“ leben werden könne. Ich wusste nicht einmal, ob die Zusammenarbeit auch mich miteinbeziehen würde. Aber nun hat diese Idee uns zwei Wochen Kost und Logie geschenkt. Tatsächlich hätten wir sonst wohl Mühe gehabt, selber Essen zu besorgen. Das Timing war perfekt. 

Rechnet man aber die Kosten, die wir für die Idee investiert haben, mit vier Reisen nach England und Materialaufwand für das Set und so weiter, dann waren es zwei teure Wochen für Kost und Logie. Aber darum geht`s nicht, oder?!

In erster Linie sehen Sue und ich uns als „Missionare“, Gesandte. Wir wissen, dass die Entscheidung die Jüngerschaftsschule zu machen und Teil von Jugend mit einer Mission zu werden richtig war. Wir wollen vernetzt bleiben mit der weltweiten JmeMer Familie. Diese Zugehörigkeit zu einem Zweig der Gemeinschaft der Christen ist uns wichtig. 

Nun hat JmeM ganz verschiedene Formen und Tätigkeiten, aber immer den Wunsch das Reich Gottes hier auf der Erde zu bauen und die gute Nachticht zu verbreiten. In diesen zwei Wochen hatte ich wohl mehr und intensivere Gespräche über den Glauben, als in der ganzen Zeit in Albanien im Outreach. Natürlich spielt hier die Sprache auch mit hinein. Das Projekt ist nicht christlich und es arbeiten viele mit, die nicht an Jesus glauben. Doch die Gemeinschaft während den zwei Arbeitswochen hat viele Herzen geöffnet. So hat beispielsweise ein ehemaliger Anbetungsleiter, der sich aufgrund eines tragischen Unfalls von Gott abgewandt hat, während unses Morgengebets, das erste Mal wieder eine Gitarre in die Hand genommen und wir durften für ihn beten. Oder der Sohn eines Pfarrers, der sich ebenfalls vom Glauben entfernt hat, engagierte sich wieder mit Glaubensfragen. Und andere kamen das erste Mal so eng mit Christen in Kontakt. 

Auch wenn dies also ein professionelles Kunstprojekt war, haben wir trotzdem den Eindruck, dies in Einklang mit unserer Zugehörigkeit zu JmeM tun zu können. Mit dem ParkourPanel haben wir ein wirschaftliches Projekt. Wir hoffen, die richtigen Schritte machen zu können, um das Produkt in Zukunft gut verkaufen zu können. Können wir davon Leben? Ja, denn die Zugehörigkeit zu JmeM und die diversen Projekte geben uns einen Blick nach vorne. Denn kann man ohne Vision leben? Was ist, wenn man keinen Blick nach vorne mehr hat uns einem nichts mehr antreibt? 

Wenn es rein um die Finanzen geht auf die das „davon leben können“ leider oft reduziert werden, dann ist es in den letzten eineinhalb Jahren eine Kombination von Verkauf von Möbel und Auto, Kinderzulagen der AHV, Arbeit über MarmART, Freunde, die uns unterstützen und einigem mehr. Das Wissen, dass es jeden Monat dank einem bestimmten Einkommensbetrag reichen wird, haben wir dabei nicht. Aber wir sind oft erstaunt, wie Gott genau im richtigen Zeitpunkt beispielsweise jemanden dazu bewegt uns einen Betrag zu überweisen.

Dabei wissen wir nicht, wie uns Gott in Zukunft das tägliche Brot zukommen lassen möchte. Vielleicht wird es über den Verkauf des ParkourPanels sein. Das Potenzial ist da und die Rückmeldungen zum Produkt sehr gut. Vielleicht ist es aber noch stärker durch die Abhängigkeit von Unterstützern. Wir wissen es nicht. Nicht jede Rolle oder jede gottgegebene Berufung wird direkt vom Outcome, von der Leistung bezahlt. 

So muss der Lehrer, die Lehrerin zum Glück nicht nach jedem Tag, die SchülerInnen fragen, ob sie bitte ihre Leistung bezahlen würden. Sie werden von uns als Gesellschaft indirekt bezahlt für ihre Leistung. So wird vielleicht unsere Rolle auch nicht direkt entlöhnt werden, sondern über einen Kreis von Menschen, die diese Rolle wertvoll finden. Wir wissen es nicht. Eine Karriere ist menschengemacht. Die Berufung ist gottgemacht, von Gott geatmet. Viele laufen in ihrer Berufung und machen darin Karriere. Aber nicht jeder der Karriere macht, läuft damit auch in seiner Berufung. 

Wir werden uns im Juli Zeit nehmen viele Freunde zu treffen, auszutauschen und über nächste Schritte zu entscheiden. Falls du uns treffen möchtest, freuen wir uns auf eine Einladung.

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