Für Gott?

Heute morgen plagte mich die Frage, warum wir denn unser gewohntes und bewährtes Zuhause verlassen haben. Wozu riskieren wir soviel? Ist es für Gott?

Ich hab nun einen Onlinekurs in Apologetik bei Ravi Zacharias International Ministries angefangen. Da ist man in einer Onlineklasse und kann Gespräche über Themen führen.

Im ersten Kursvideo gibt Ravi eine neue Definition von Sünde. Er nennt Sünde „a violation of purpose“, also eine Verletzung, ein Bruch, eine Vergewaltigung unserer Bestimmung. Das ist eine sehr clevere Definition, weil es natürlich die Frage nach unsere Bestimmung und dem Bestimmungsgeber aufwirft. Aber darauf möchte ich hier nicht im weiteren Rahmen eingehen, sondern nur von meinem persönlichen Weg erzählen.

Im Online-Forum hat eine Mitstudentin die Bestimmung so definiert: Gott verherrlichen durch Dankbarkeit, durch das „Rekrutieren“ von neuen Nachfolgern in allen Nationen und durch das Mitteilen der frohen Botschaft. Nun, vor 14 Jahren als ich Sue sagte, dass ich keine Frau und keine Kinder möchte, weil ich ganz für Gott einsetzbar sein möchte, damals hätte ich diese Definition unserer Bestimmung wahrscheinlich noch geteilt.

Heute empfinde ich die Definition als missbräuchlich. Wir sollen geschaffen worden sein, um dann vom Schöpfer zu seinem Zweck gebraucht werden zu können? „Bitte brauche mich, Herr“; wie wir sogar oft ihn Liedern gesungen haben? Schon nur die Sprache ist missbräuchlich.

Gott hat uns geschaffen um Beziehung zu haben mit uns. Ich hab Sue noch nie gesagt, dass sie mich doch bitte brauchen solle. Haben wir einander gebraucht in all den Jahren? Ja natürlich haben wir uns gegenseitig gestützt, inspiriert, beschenkt, einander verschenkt und wieder aufgeholfen, wenn einer gefallen war. Aber wir sind nicht Werkzeuge für einander.

Aus einer echten Beziehungen zu Gott können diese Verherrlichungen resultieren. Wenn ich von meiner geliebten Frau spreche, dann möchte ich auch, dass sie so schön, wertvoll und liebenswert gesehen wird wie ich sie sehe. Gott sieht sogar noch viel mehr in ihr als ich je sehen werde. Und besonders schön an der Beziehung zu Gott ist, dass er uns zuerst geliebt hat.

Nein, unsere Bestimmung ist die Beziehung mit Gott und alles andere sind Blühten, die daraus entstehen.

Warum aber machen Sue und ich dann so einen waghalsigen Schritt? Wollen wir nicht Gott etwas beweisen? Oder etwas besonderes für ihn tun?

Wir empfanden einen inneren Ruf. Und durch die Jahre haben wir gelernt dieser inneren feinen Stimme Vertrauen zu schenken. Und auch wenn es uns schmerzte unser geliebtes Zuhause aufs Spiel zu setzten, vertrauten wir doch dieser inneren Stimme mehr. Wir glauben, dass dieser Weg uns zu einer noch tieferen Beziehung mit Gott führen wird in einer Art und Weise, wie wir es Zuhause nicht hätten erleben können.

Ob noch andere Motivationen und unbewusste Antriebe mitwirkten, das wird uns Gott falls nötig noch aufzeigen. Aber wir empfinden ein reines Gewissen darüber.

Heute morgen im Gespräch hatte Sue noch den Eindruck, dass es ein wenig sei wie mit den Astern. In der letzten Ausgabe der „Landliebe“ wird beschrieben, dass man die Astern alle paar Jahre mal ausgraben und die Stöcke trennen solle. Das halte die Stöcke gesund und verhindere, dass sie „blühfaul“ werden.