Einschub zu Römer 12,6-8

Was steckt hinter dieser Idee der sieben “Redemptive Gifts”, der sieben erlösenden Gaben? 

Sue und ich begegneten diesem Konzept das erste Mal in Südfrankreich an unserer Schule mit YWAM. Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer (12,6-8 nach Neues Leben): 

“Gott ist gnädig und hat uns unterschiedliche Gaben geschenkt.

  1. Hat Gott dir zum Beispiel die Gabe der Prophetie gegeben, dann wende sie an, in Übereinstimmung mit dem Glauben.
  2. Besteht deine Begabung darin, anderen zu dienen, dann diene ihnen gut. 
  3. Bist du zum Lehren berufen, dann sei ein guter Lehrer.
  4. Wenn du die Gabe hast, andere zu ermutigen/ermahnen, dann mach es auch!
  5. Wer Geld hat, soll es aus freien Stücken und ehrlich mit anderen teilen.  
  6. Hat Gott dir die Fähigkeit verliehen, andere zu leiten, dann nimm diese Verantwortung ernst. 
  7. Und wenn du die Begabung hast, dich um andere, die es nötig haben, zu kümmern, sollst du es mit fröhlichem Herzen tun.

Paulus scheint hier nicht zu sagen, ihr habt ein wenig von allen Gaben also macht alles gleichzeitig, sondern er scheint auf bestimmte Begabungen hinzuweisen. Wir können und werden hoffentlich alle diese Dinge bis zu einem bestimmten Grad, aber jede Person scheint mit einer besonderen Energie in einem Bereich gesegnet zu sein. 

Von diese Idee ausgehend hat Arthur Burk diese „Typologie“ entwickelt, die ich mir hier mal wage ganz vereinfacht darzustellen:

  1. Der Prophet sieht Ungerechtigkeit, spricht sie an und bringt den Ungerechten zu Fall. 
  2. Der Diener hilft dem Menschen, der durch den Propheten zur Einsicht gelangt ist, wieder auf die Beine und versorgt seine körperlichen Wunden.
  3. Der Lehrer versorgt ihn mit dem Wissen zu den fundamentalen Bausteinen des Lebens, an denen er sich orientieren kann.
  4. Der Ermutiger/Ermahner zeigt ihm eine Vision zur Wiederherstellung und Erneuerung auf.
  5. Der Versorger versieht ihn mit dem nötigen Rüstzeug, um die Reise anzutreten.  
  6. Der Leiter ordnet die Reise in viele, machbare, sinnvolle Schritte ein und gibt den Anstoss zum Antritt der Reise.
  7. Der Barmherzige sorgt dafür, dass er sich auf dem Weg getragen und begleitet weiss.

Interessanterweise könnte kann man diese Schritte sogar mit dem Aufbau des Zeltes der Begegnung vergleichen. 

  1. Der Opferaltar: Der Schuldbewusste kommt zum Altar und bringt einen Teil von sich vor Gott und gibt ihn an Gott ab. Gott befreit ihn von seiner Last.
  2. Das Waschbecken: Er wird am Reingewaschen und auf die Begegnung vorbereitet. Gott gibt ihm ein reines, weisses Gewand.
  3. Der Tisch der Schaubrote: Er empfängt die Stärkung durch die Brote. Jesus ist das Brot des Lebens. 
  4. Der siebenarmige Leuchter: Sein Licht zeigt ihm den Weg. Jesus ist das Licht der Welt. 
  5. Der Räucheraltar: Hier richtet er sich aus, über seine Bedürfnisse hinaus, auf das Ziel hin. Er rüstet sich zu.
  6. Bundeslade: In der Bundeslade sind die Erinnerung an die Zurüstung des Volkes Israel in der Wüste gesammelt. Hier ist alles was er braucht gebündelt und geordnet. 
  7. Der Sühnedeckel: Zwischen den zwei Engeln auf dem Deckel redet Gott. Dort begegnet er ihm. Dort ist er sicher in Gottes Gegenwart. 

In den nächsten Teilen möchte ich noch etwas mehr auf die Energien hinter den verschiedenen Gaben eingehen. 

Shabat Shalom!

Sünde IV, bzw. Energie I

„Sünde ist fehlgeleitete Energie.“

Christian A. Schwarz (Gottes Energie, Band 1, s. 154)

Die sieben Todsünden ist eine Auflistung von sieben Kategorien von Sünden. Dabei geht es nicht um eine Gewichtung. Eine Sünde ist nicht etwa verächtlicher als die andere. Es geht hier um sieben Ursprungsmotivationen oder eben Ursprungsenergien, die zur jeweiligen Sünde, zur jeweiligen Fehlleitung geführt haben.

Die erste Todsünde ist Stolz. Sie ist der fehlgeleitete Wunsch nach Macht. Macht ist positiv. Sie bedeutet, dass eine Situation unter Kontrolle ist. Die Auswirkungen von fehlender Macht werden sichtbar, wenn ein Land ohne Regierung ist. Niemand kann sich mehr sicher sein. Räuberische, kriminelle Kräfte beginnen zu wirken. Haiti ist ein aktuelles Beispiel eines Landes im Machtvakuum. Es ist eine schreckliche Situation.

Gott sei Dank gibt es eine Macht im Universum, die für Ordnung sorgt. ER ist der Herr der Herrscharen. ER ist die höchste Macht im Universum, die täglich für Ordnung sorgt und auch Morgen für Ordnung sorgen wird. Der erste Name Gottes in der Bibel ist Elohim. Und ich habe einen jüdischen Gelehrten einmal darüber sprechen hören, dass dieses Wort eigentlich einfach die Mehrzahl vom Wort Macht ist. Gott bedeutet also so gesehen die Gesamtheit der Macht, die gebündelten Mächte.

Gott gibt seine Macht wieder ab. Er bevollmächtigt andere. Zuerst die Sonne und den Mond als die zwei Lichter, die über Tag und Nacht herrschen (Genesis 1,16). Und dann bevollmächtigt Gott die Menschen (Genesis 1,26). Sie sollen über die ganze Erde herrschen.

Wenn wir gleich handeln, wie es uns Gott vorgelebt hat, mit der uns gegebenen Macht, dann bevollmächtigen wir die Schöpfung, über die er uns Macht gegeben hat. Wir geben ihr wieder Macht weiter. Wir sorgen für Nachhaltigkeit. Die Würmer sollen ihre Macht über den Erdboden ausüben können, genau wie die Geier über das Aas, Fische säubern Gewässer, Bakterien helfen uns zu verdauen, usw. Macht wird uns gegeben über einen bestimmten und eingeschränkten Bereich.

Doch den ersten Menschen nach der Flut war das nicht genug. Sie wollten mehr als ihnen gegeben wurde. So bauten sie sich ein Statussymbol. Einen hohen Turm, der ihrer Meinung nach wohl die Schöpfung überragte. Sie wurden stolz. Sie kümmerten sich nicht mehr um ihren Einflussbereich, der Schöpfung, sondern wollten sein wie Gott, dem alle Macht gehört.

Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen.

(Markus 10,43, Neue Genfer Übersetzung)

Wer eine starke Energie hat, Situationen zu kontrollieren, ihrer mächtig zu sein, tut gut daran seine gewonnene Macht wieder weiterzugeben, andere zu bevollmächtigen, andere freizusetzen, anderen zu dienen. Er/Sie hat das Potential stolz zu werden, aber noch wichtiger ist sein/ihr Potential eine starke Leiterpersönlichkeit zu werden.

Im englisch sprachigen Raum gibt es eine Typolpogie von 7 Persönlichkeiten, die auf Römer 12 Verse 6-8 gegründet ist. Die Persönlichkeit, die ich der Energie der Macht zuordne, ist der Anführer (Ruler). Der passende Ausschnitt aus Römer 8 wird auf verschiedene Arten übersetzt:

  • Wer für andere Verantwortung trägt, soll es nicht an der nötigen Hingabe fehlen lassen. (NGÜ)
  • wer Vorsteher ist, setze sich eifrig ein (Einheitsübersetzung)
  • Wer leitet, tue es mit Eifer. (Luther 2017)
  • Hat Gott dir die Fähigkeit verliehen, andere zu leiten, dann nimm diese Verantwortung ernst. (NLB)

Anführer haben eine wunderbare Gabe viele Menschen zu mobilisieren, um eine Aufgabe zu erledigen. Sie sind fähig eine Organisation stark wachsen zu lassen. Sie wissen, wie man die Dinge anpacken muss, wer welche Aufgabe erledigen soll. Sie können planen und verwalten. Unter Druck leben sie auf. Sie halten auch massiven Gegenwind aus. Nehemia könnte als eine solche Persönlichkeit gesehen werden. Die Gefahr der Anführers kann sein, dass er seine Teammitglieder über ihre Grenzen hinaus fordert, um die Aufgabe zu erreichen.

Ein mündiger, von Gott geschliffener Anführer bringt alle im seinem Team zum Aufblühen und erreicht grosse, gemeinsame Ziele.

Weiter Literatur dazu:

Shabbat Shalom!

Sünde III

Was ist Sünde?

„Wenn von Sünde die Rede ist, verwendet der Westen eine Fülle von Begriffen, die alle dem Bereich des Gerichtswesens entstammen: Wir haben das Gesetz gebrochen, wir sind schuldig, Gott ist Richter, Gott verkündet ein Urteil, wir sind verdammt, Christus wurde für unsere Schuld bestraft.“

Christian A. Schwarz „Gottes Energie“ s. 237

Ich vermute, bei einer Strassenumfrage wäre die häufigste Antwort auf die Frage „Was ist Sünde?“ – „Gottes Gesetz brechen“. Ja, diese Gerichtssprache ist in der Bibel zu finden. Aber es ist nicht die einzige Art biblisch über Sünde zu reden. Warum hat sich aber diese Art über Sünde zu denken und zu reden bei uns so stark gefestigt, ja fast darauf reduziert? Die Antwort könnte sein, dass viele unserer westlichen Kirchenväter in Rechtswissenschaften ausgebildet waren:

„Viele der frühen westlichen Theologen hatten Rechtswissenschaften studiert, während die Mehrheit der östlichen Theologen in Rhetorik und Kunst ausgebildet war.“

Christian A. Schwarz „Gottes Energie“ s. 226

Die Ostkirche hat dementsprechend einen anderen Schwerpunkt zum Thema Sünde entwickelt:

„Wie bereits erwähnt, gibt es in der östlichen Tradition eine stärkere Tendenz, Sünde als etwas zu verstehen, das einer Therapie bedarf. Es geht nicht um Bestrafung der Sünderin bzw. des Sünders, sondern um Fragen wie: Was hat die Menschen zur Sünde veranlasst? Wie können wir sie dabei unterstützen, sündige Tendenzen zu überwinden? Wie können wir ihnen helfen, wenn sie in einem Kreislauf der Sünde gefangen sind?“

Christian A. Schwarz „Gottes Energie“ s. 238

Auch Eitan Bar’s Ansatz zielt in eine ähnliche Richtung:

„Wenn wir sündigen, wachsen wir. Wir lernen aus gemachten Fehlern. Aber damit verletzen wir andere, wir verursachen Schmerz. Wie bringen wir wieder Heilung? Auge um Auge, Zahn um Zahn; also dem Verbrechen angepasstes Strafmass? Das bringt keine langfristige Heilung des Schmerzes. Es handelt im Einflussbereich von Gut und Böse. Vergebung? Ja, wem viel vergeben wurde, liebt viel, aber wem wenig vergeben wurde, der liebt auch nur wenig. (Luk. 7,47).“

SIN: You can’t live with it; you can’t live without it – Dr. Eitan Bar

Strafe hat nichts erlösendes, wiederherstellendes. Vergebung hingegen schon. Vergeben heisst nicht, Falsches gut zu heissen, aber sich von dessen zerstörerischen Einfluss zu trennen, hinein in den Einflussbereich des Baum des Lebens. Seine Blätter bringen Heilung den Nationen (Off. 22).

Für Christian A. Schwarz ist Sünde schlicht fehlgeleitete Energie. Energie, die für Aufbauendes gedacht war, wird von uns zerstörerisch eingesetzt. Das leuchtet mir ein. Da kann ich nur zustimmen und verweilen.

Shabbat Shalom!