Dorothee von Flüe

Im Sommer haben David und ich in einem Stück über Niklaus von Flüe mitgestaltet und haben das Leben der Eheleute „von Flüe“ auf der Bühne dargestellt. Die Geschichte der Dorothee ist mir unter die Haut gegangen.

Was war das für eine Frau, die Ehefrau von Niklaus von Flüe, diesem Mann, der für 20 Jahre als Eremit im Ranft lebte? Was hat sie bewegt, dass sie den Vater ihrer gemeinsamen Kinder nach 20 Jahren Ehe in die Einsamkeit gehen liess? Wie hat wohl ihre Beziehung zu ihrem Mann ausgesehen? Er als Bauer, Krieger, „Amtsobmann/Richter“, Beter, Mystiker. Sie als Ehefrau, Mutter und Managerin des Hofes. Wie hat sie sich gefühlt als das Ringen und die Visionen begannen, die ihren Ehemann beschäftigten? Das nächtelange Beten und das Ausbleiben von ihrem Partner während einem jahrelangen Prozess… Wie sah ihre Gottesbeziehung aus, dass sie ihren Ehemann in seinen Ruf ziehen lassen konnte? Er ging um ganz für Gott da zu sein. Wo blieb sie in all dem? Hat dies ihre Gottesbeziehung verändert? War es schwierig Ihren Ehemann so nah im Ranft zu wissen und trotzdem so weit weg von ihm zu sein? Wie ging sie mit dem Gerede der Leute um?

Viele Quellen gibt es nicht über die Ehefrau von „Niklaus von Flüe“ oder „Bruder Klaus“. Weder er noch sie waren des Schreibens und Lesens mächtig. Was wir über sie wissen ist aus Einträgen in Kirchenbüchern oder Tagebucheinträgen anderer. Viel wurde schon geforscht und vor allem viele Fragen wurden gestellt. Wie war es damals zu leben? Gab es auch schon so viel Gerede über Ungewöhnliches? War Dorothee das Opfer und hat demütig ihren Mann auf seinen Egotrip loslassen müssen? Oder war sie eine Frau, die seine Entscheidung mitgeprägt und vor allem mitgetragen hat? Wir wissen es nicht, aber durch all die Texte, Dokumentationen und Gespräche, die ich mittlerweile gelesen und gehört habe erschliesst sich mir ein eindrückliches Bild einer starken Frau. Was ich aus ihrer Geschichte mitnehme, ist ihr Ringen und ihre Hingabe.

Dorothee war jung, erst 14 oder 15 Jahre alt, als sie den fast 30-jährigen Niklaus heiratete. Dieser Niklaus war ein guter Fang, belegte er doch hohe Ämter und war angesehen unter den Bauern, war Soldat gewesen und stand gut da im Leben, vermochte er doch seiner Frau und seiner wachsenden Familie mit 10 Kindern ein Haus zu bauen. Wie war das wohl für Dorothee als die Visionen anfingen, Niklaus nicht mehr viel isst und er oft tagelang verschwindet? Sie trägt es mit, wenn niemand sonst weiss, wo er ist und wünscht sich bestimmt innerlich, dass es ihm gut geht und er inneren Frieden findet. Er fragt sie, ob er gehen dürfe. Sie ringt mit Gott. Er will weg? Wie kann sie ihn gehen lassen? Er ist ihre Stütze, ihr Halt, ihr Liebhaber, ihr Herz. Wie soll sie ihn gehen lassen? „Nimmst du ihn mir Gott?“

Ein Jahr lang hat Dorothee an dem Eremitengewand genäht und dieses dann ihrem Mann übergeben am Tag als er seine Pilgerreise beginnt. Wie viele Tränen mögen bei jedem Stich geflossen sein? Wie viele Stunden des inneren Ringens mögen darin verwoben worden sein? „Ich sträube mich gegen dieses Vorhaben! Das ist doch verrückt! Aber wie kann ich mich dagegen stellen, wenn es das ist was meinem Mann Frieden mit Gott bringt? Wie kann ich mich gegen Gott stellen?… Was werden die Leute sagen?… Wie kannst du das von mir verlangen, Gott?“ Wut, Verzweiflung, Trotz, Überforderung, Trauer, Hilflosigkeit… bis dann der Durchbruch kommt, sie ihre Hände öffnen und loslassen kann und sie ein „Ja“ hat zu ihrem Weg findet und damit auch zu Niklaus` Weg. Vielleicht mag es so in ihrem Innern ausgesehen haben. Ich weiss es nicht, aber dies hat mir geholfen mich in die Rolle der Dorothee einzufinden.

Dorotheas Geschichte hat mich sehr berührt, weil ich Parallelen zu meinem Glaubensleben finde. Dieses Ringen mit Gott über den Weg, der vor einem liegt. Weil er zu schwierig, zu verrückt, zu überfordernd aussieht und man selbst nur noch den Rückwärtsgang einlegen und davon rennen will. Aber da ist dieses Flüstern, diese Verheissung, diese Einladung: „Ich habe dir nicht versprochen, dass immer alles gut gehen wird im Leben, aber ich habe dir versprochen, dass ich IMMER bei dir sein werde. Vertraue mir. Hab keine Angst. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Folge mir nach.“

Im Falle Dorotheas führte ihre Hingabe dazu, dass sie IHM vertraute und glaubte, dass ER sie versorgen würde. Ihre echte Liebe wollte das Beste für den anderen. Sie wusste nicht wozu dies alles gut sein sollte. Durch ihre Hingabe liess sie Klaus in den „Krieg“ für den Frieden ziehen und so wurde er zum „Vater der Nation“ und ist bis heute eine Stimme des Friedens geblieben.

Möge auch unser Ringen, mit unserem Weg mit Gott, zum Frieden führen. Möge unser Vertrauen wachsen und unsere Ohren die Einladung hören IHM zu folgen und mit ganzem Herzen „Ja“ zu sagen. Dieser Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, soll über euren Gedanken wachen. (Philipper 4,7) Shalom

Mehr Infos zu Dorothea Wyss/von Flüe:

«Dorothee Wyss war eine aussergewöhnliche Frau» – kath.ch

Und Dorothea? Wer war sie? (nvf.ch)

Wer war Dorothee Wyss? – Bruder Klaus

„So nah und doch so fern“; Klara Obermüller

„Der Name Jesu sei euer Gruss“; Geri Keller

In perfekter Harmonie mit der Schöpfung

„Lōkahi bedeutet ‚in vollkommener Harmonie, Einheit und Frieden‘. Die Dinge sind lōkahi, wenn du pono („im Reinen“) mit Io (dem Schöpfer-Gott), den Menschen und den ‚Aina (der Schöpfung) bist.“

– Zitat aus ‚God of light, God of darkness‘ von Daniel Kikawa

Als Christen kennen wir das Doppelgebot der Liebe; Gott lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Obwohl ‚Gebot‘ als Wort, wie wir es heute oft juristisch interpretieren, in diesem Zusammenhang nicht funktioniert. Denn Liebe kann man niemals gebieten, sondern nur freiwillig geben und empfangen.

Aber wie ist es mit der Liebe zur Schöpfung? Leben wir in Harmonie mit der Schöpfung?

In diesem Zusammenhang können wir wieder viel lernen von den Ureinwohnern. Der YWAM Base-Leiter von Pretoria hat uns erzählt von seinen Ausflügen zu den Khoi San in der Serengeti. Die Khoi San lieben es draussen bei den Löwen zu übernachten. Zu einem dieser Ausflüge nahmen sie den Base-Leiter und weitere Gäste mit. Aber die älteren Khoi San deuteten auf zwei der Frauen in der Gruppe: „Diese zwei können nicht mitkommen. Sie könnten von den Löwen angegriffen werden. Sie bluten. Sie haben ihre Tage.“ Und sie waren richtig mit ihrer Annahme. Wie nur konnten sie das wissen? Sie scheinen einen noch viel intensiveren Bezug zur Schöpfung zu haben.

Im Buch ‚God of light, God of darkness‘ beschreibt Daniel Kikawa, wie die ersten Segler, die nach Hawaii kamen vor über 2000 Jahren sich auf ihren Segelreisen in schlichten Booten nur an Sternen, Meeresströmungen, den Winden, Gerüchen, Fisch- und Vögelzügen und anderen Anzeichen der Natur orientierten. Sie erreichten ihre Ziele nach langer Zeit auf offener See auch ohne moderne Hilfsmittel. Sie waren im Einklang und tiefen Verständnis mit der Schöpfung.

Im Reinen zu sein mit Gott, den Menschen und der Schöpfung…

Der Mensch „Adam“ – ADM – kommt aus der Erde, der „Hadamah“ – HADMH- (1. Mose 2,7) und geht auch dorthin wieder zurück. Was uns unterscheidet von der Erde liegt im Blut „Dam“ – DM – (3. Mose 17,11), denn dort ist das Leben. Diese Aussagen widerspiegeln sich in den Hebräischen Buchstaben:

HADMH

ADM

DM

Um wieder mehr Frieden und Einklang zwischen Gott und den Menschen, den Menschen untereinander und den Menschen mit „Hadamah“ zu erlangen, setzen Sue und ich uns für regenerative Landwirtschaft ein und wollen 3 Projekte in Südafrika starten. Gott hat unserem Planet einen urururalten Mechanismus gegen die C02-Krise gegeben; die Photosynthese.

David Attenborough erzählt in seinem Film „A life on our planet“, dass 1937 noch zwei Drittel der Wildnis intakt war. Damals lebten 2,3 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde. 2020 waren es mehr als das Dreifache an Menschen auf der Welt und nur noch ein Drittel an Wildnis verbleibend. Gott wollte, dass sich die Menschen vermehren. Überbevölkerung des Planeten kann also aus der Sicht Gottes kaum das Problem für die Klimakrise sein. Aber kann die Hadamah uns alle ernähren und selbst noch gesund bleiben? Der Stickstoffanteil hat in diesen 83 Jahren um mehr als die Hälfte zugenommen.

Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit ein Drittel der Stickstoff-Binde-„Maschine“ – die Wildnis mit all ihren Pflanzen – an die Landwirtschaft übergegangen ist. Der Film „Kiss the ground“ zeigt diese Zusammenhänge eindrücklich auf. Aber es gibt Methoden, die die Landwirtschaft und die Kraft der Photosynthese wieder vereinen. Eine davon hat in Simbabwe dazu geführt, dass sich das Land seit 20 Jahren das erste Mal wieder selber ernähren kann; „Foundations for Farming“ hat dafür einen Preis gewonnen.

Als ich 2008 im Norden Äthiopiens war, erzählte man mir, dass dies mal eine grüne Gegend war. Nun war sie nur noch braun. Man hatte die Bäume alle gefällt für den Krieg gegen Eritrea. Und nun wird jedes Stückchen Holz sofort als Brennholz genommen. Dabei könnte sich durch Wiederaufforstung das lokale Klima wieder verändern, wie „der Waldmacher“ Tony Rinaudo aufgezeigt hat. Es kann lokal wieder beginnen zu regnen. Nur 60% des Regens kommt von den Meeren. Die restlichen 40% kommen vom Festland.

Wir beten dafür, dass Gott uns eine Möglichkeit gibt, die Versöhnung zwischen der Schöpfung und den Menschen einen Schritt voranzubringen.

P.s.: „God of light, God of darkness“ von Daniel Kikawa Kurzbeschrieb: „Eine erstaunliche wahre Geschichte, die deine Weltsicht auf indigene Kulturen für immer verändern und dich immer wieder umblättern lässt. In Form einer Geschichte geschrieben, ist es so spannend wie Ihr Lieblingsroman; Und doch ist diese Geschichte wahr. Diese Geschichte beginnt im alten, exotischen Hawaii und schlängelt sich durch die hawaiianische Geschichte bis hin zur unglaublichen Erfüllung einer 800 Jahre alten hawaiianischen Prophezeiung auf wundersame Weise. Dieses Buch wird die Art und Weise, wie du Gott, das Christentum und die indigene Kultur siehst, für immer verändern.“