Besonderheiten unserer Reise nach Südafrika

Himmel über Lindbergh Farm während „loadsheading“

„Loadsheading“ (Verteilen der Ladung) ist etwas, das wir in Südafrika kennengelernt haben. Für mindestens vier Stunden pro Tag wurde der Strom ausgeschaltet, da es nicht genügend Strom gab, um das ganze Land für 24 Stunden mit Elektrizität zu versorgen. Es gibt eine Art Stundenplan, damit man sich etwas auf die Zeiten ohne Strom einstellen kann, aber dieser Plan kann auch spontan angepasst werden. Dies hat einen tiefen Eindruck auf uns gemacht. Die einfachen Dinge des Alltags werden kompliziert, weil kein Strom vorhanden ist. Licht, Kochen, Duschen, Staubsaugen, Arbeiten am Computer,… Für uns war das nicht so tragisch, da wir nur wenige Wochen im Land waren und keine grossartigen Verpflichtungen hatten. Aber wie fährt man über eine grosse Kreuzung in der Stadt, wenn die Verkehrsampeln nicht funktionieren? Wie sollen Maschinen laufen und Firmen produzieren? Was für ein Nachteil für die Wirtschaft dieses Landes!

Bei unserem letzten Telefonat mit unseren Freunden haben wir erfahren, dass seit unserem Besuch „Loadsheading“ nicht besser sondern schlechter geworden ist. Bis zu acht Stunden pro Tag sind manche Regionen ohne Strom.

Unsere Jungs liebten jeweils die Hunde, die es nahezu bei jeder Familie gab, die wir besuchten.

Die lange Reise unternahmen wir in unserem Schweizer Sommer und landeten im südafrikanischen Winter. Ich war erstaunt über die Kälte, da die Temperatur über Nacht unter 0°C fallen konnte. In den Häusern gab es oft keine Heizung oder wenn es eine gab, nutzte sie nicht viel während „loadsheading“. Eine Frau erklärte mir: „Im Sommer denken wir nicht an den Winter und im Winter hoffen wir, dass er bald vorüber geht und nehmen uns fest vor eine Heizung einzubauen. Aber im Sommer denken wir nicht an den Winter…“ Da ich sowieso schon zu den „Gfrörli“ gehöre, trug ich häufig mehrere Schichten und gegen Abend zog ich noch mehr Schichte an, hüllte mich in eine Decke. In der Nacht war meine Mann meine menschliche Bettflasche. 🙂

Die Kriminalität, von der oft gesprochen wird, haben wir nicht gesehen oder am eigenen Leib erlebt. Wir haben uns an die Anweisungen unserer einheimischen Freunde gehalten und uns nie in Gefahr gesehen. Nicht dass wir uns der Gefahren nicht bewusst gewesen wären. Einmal hörten wir von Unruhen in einer Stadt, die wir passieren wollten und fuhren einen grossen Umweg. Ein anders Mal zeigte uns ein Freund das Township in dem er lebt und schlug plötzlich einen anderen Weg ein. Nur ein einziges Mal schlich sich Angst in mein Herz ein, als wir in einem Township übernachteten und die halbe Nacht die Hunde bellten und neben unserer abgeschlossenen Zimmertür immer wieder Geräusche zu hören waren, die ich nicht einordnen konnte. Trotzdem schlief ich, nach all den Eindrücken des Tages und einem gemeinsamen Gebet mit meinem Mann, bald mit Frieden im Herzen ein. Eine Vorsichtsmassnahme war, dass wir in den Städten unsere Handys nie öffentlich zeigten. Daher habe ich von den ersten Tagen unseres Aufenthalts praktisch keine Fotos.

Fundstück

Die Umstände in welchen Menschen leben haben uns beschäftigt. Die grosse Arbeitslosigkeit ist unübersehbar. Jeder und jede der/die einen Job hat kann sich glücklich schätzen. Manche Arbeitsgänge sahen sehr umständlich aus und hätten in unseren (europäisch geprägten) Augen viel effizienter erledigt werden können. Doch wenn es einer weiteren Person eine Arbeitsstelle gibt, warum auch nicht? Korruption ist eine grosse Problematik, welche zu verschiedensten Missständen im Land führt.

Unvergessliche Momente für mich waren die Nächte, in denen wir den Sternenhimmel über dem Cottage, in dem wir ein paar Tage wohnen durften, bestaunen konnten. Es war fast so, als könnten wir die Sterne berühren. Die Milchstrasse war so unglaublich nah! Auch die Abenddämmerung in Migdol gehörte zu meinen Lieblingsmomenten während unserer Zeit in Südafrika. Die unbeschreiblichen Farbverläufe änderten sich mit jeder Minute und liessen mich einfach nur Staunen. Es war als würde Gott seine farbenprächtige Kreativität verschwenderisch über den Abendhimmel ausgiessen. Diese unendliche Weite des Himmels war atemberaubend!

Ich weiss nicht genau wann wir wieder in dieses eindrückliche Land reisen werden. Doch wünsche ich mir, dass wir als Brückenbauer dienen können zwischen den verschieden Volksgruppen, Verständnis schaffen können füreinander und Erkenntnisse teilen, wie es möglich ist in aller Unterschiedlichkeit miteinander zu leben. Das Friedensgebt, welches Franz von Assisi zugewiesen wird und wir oft als Lied in der Jungschi gesungen haben, kommt mir oft in den Sinn, wenn ich an Südafrika denke. „Mache mich zum Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt und ich verbinde, wo Streit ist, dass ich Hoffnung erwecke, wo Verzweiflung wohnt, ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt. Mache mich zum Werkzeug deines Friedens.“

In diesem Sinne sind wir gespannt, wo uns unsere Lebensreise als nächstes hinführen wird. Wohin es auch gehen mag, das Brückenbauen und Friedenbringen können wir umsetzten, egal wohin wir gehen.