Welcher Stimme höre ich zu?

Was tun wir, wenn die Schuld drückt? Was tun wir, wenn sich unsere Gedanken immer wieder um dieselbe Frage dreht? Was hätte ich anders machen können? Warum habe ich getan, was ich getan habe? Warum habe ich dies oder das gesagt? Warum habe ich geschwiegen? Ich hätte es besser wissen müssen!

Was tun wir, wenn wir uns als totale Versager/innen vorkommen? Was tun wir wenn unser Herz uns anklagt und mit jedem Schritt wiederholt: “Versager! Lügnerin! Feigling!“ Diese inneren Gedankengänge umhüllen uns wie einen unsichtbarer Mantel. Johannes umschreibt etwas ähnliches in seinem ersten Brief: „… dass, wenn unser Herz uns verdammt, Gott grösser ist als unser Herz und erkennt alle Dinge…“ (1. Johannes 3, 20)

Aha! Gott ist grösser und er kennt alle Dinge. Er weiss, um unsere Motive. Er weiss, warum wir dieses oder jenes getan oder nicht getan, gesagt oder nicht gesagt haben. Er kennt unser Herz, er kennt unsere Verletzungen, unseren Stolz und unseren Schmerz und doch ist Gott grösser!

So renne ich mit allen unrühmlichen Namen mit welchen mich mein Herz anklagt zu Gott, so wie Darlene Zschech im Song „I will run to you“ oder Lauren Daigle in „You say“ singen, denn ich will SEINE Wahrheit über mich hören.

Und das klingt dann doch gleich ganz anders: Du bist mein geliebtes Kind – Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein – Im meine Hände habe ich dich gezeichnet – Du bist geliebt – Geh aufrecht mit mir durch diesen Tag – Bei mir bist du sicher – Verlass dich auf mich – Sei still und wisse, dass ich Gott bin – Höre auf meine Stimme – Ich habe gute Gedanken über dir – Du bist wunderbar gemacht – …

Manchmal kann ich das, was Gott über mich denkt fast nicht hören, weil die Stimmen, die mich niederdrücken lauter sind als das leise Flüstern seiner Wahrheit. Dann hilft nur noch eins! Eines dieser Lieder in endlos Schlaufe, ganz laut laufen zu lassen und aus voller Kehle mir selbst zuschmettern. 😉 Hilft enorm!

Darlene Zschech „I will run to you“: (https://www.youtube.com/watch?v=8Q6FTjogqE0)

Lauren Daigle „You say“: (https://www.youtube.com/watch?v=sIaT8Jl2zpI)

Gott mit dir…

Wir können uns auf verschiedene Arten voneinander verabschieden.“Ciao, ciao“, „Tschüss, bis später“, ein kurzes Winken, eine Umarmung, drei „Küsschen“ auf die Wangen, eine Kusshand, ein kurzes Lächeln, … die Liste kann beliebig verlängert werden, wobei sie momentan wohl eher kürzer ausfällt als auch schon.

Im Alltag sind unsere Abschiede meist kurz, denn schon bald sieht man sich wieder. Die Kinder gehen zur Schule, Mann und Frau zur Arbeit, und Nachmittags oder spätestens Abends trifft man sich wieder. Aber was ist mit Abschieden, die für längere Zeit sind oder sogar für immer. Abschiede die unweigerlich kommen, wenn die Kinder ausziehen, wenn Freunde eine längere Reise machen, wenn die Schwester einen Auslandsaufenthalt plant, der Cousin auswandert,… Wie sieht der Abschied dann aus?

David und ich haben damals, als wir nach Österreich auswanderten, einen Abschiedsbrunch gemacht und alle möglichen Freunde und die Familie eingeladen. Da gab es beim Verabschieden lange Umarmungen und viele gute Wünsche mit auf den Weg. Als aber der Zeitpunkt der Abfahrt näherrückte und ich das letzte Mal meine Eltern umarmte, flossen die Tränen und die Worte steckten in meinem Hals fest. Mein Körper drückte aus was mein Herz empfand. Trauer über die bevorstehende Trennung, Angst beim Verlassen der gewohnten Umgebung, Unsicherheit vor all dem Neuen, ein Wissen darum, dass die Möglichkeit eines baldigen Wiedersehens nicht möglich war. Meine Mutter entliess mich aus der Umarmung mit einem: „Bhüet die Gott!“

Eine Formulierung, die ich schon so oft aus ihrem Mund gehört hatte. Aber an diesem Tag bekam sie eine neue Bedeutung für mich und brachte mir in Erinnerung was ich bei aller Trauer kurz vergessen hatte. Ich wusste, ich war nicht allein. Da war ein Gott, der mit dabei war bei unserem Abenteuer, der mich begleitete bei jedem Schritt. Meine Mutter sagte mir damit auch, dass sie mich ganz in Gottes Hand legte und ihre Gebete uns begleiten würden.

Wir waren die letzten Jahre viel unterwegs und es gab immer wieder Abschiede. Die schmerzlichsten sind diejenigen von Menschen mit welchen man viel erlebt hat, die mit einem eine Wegstrecke gegangen sind und einem dadurch ans Herz gewachsen sind. Oft wissen wir nicht wann und ob wir uns wiedersehen werden. Wie meine Mutter habe auch ich angefangen mich mit den Worten, „Gott mit dir“ zu verabschieden (diese drei Worte kann ich sogar durch alle Tränen hindurch hervorbringen). 😉 Eigentlich möchte ich damit sagen: „Die Zeit mit dir war unvergesslich… was haben wir gelacht und geweint… du hast einen Platz in meinem Herzen… ich werde dich vermissen und lasse dich ziehen mit der Gewissheit, dass Gott mit dir ist und über dir wacht und hoffe dass wir einander bald wiedersehen.“

So verabschiede ich mich vom heutigen Blog mit den Worten: „Gott mit dir!“