Letzte Woche geriet ich in ein intensives Gespräch über die „Endzeit“ und begegnete dabei wieder einmal der Vorstellung, dass am Ende ja sowieso alles vergeht, wenn Jesus wieder kommt und die Welt richten wird.
Mit dieser Vorstellung bin ich aufgewachsen; am Ende der Zeit, am Letzten Tag, am Tag des Gerichts, werden die Menschen, die an Jesus als ihren Erlöser glauben, mit Jesus in die andere, neue Welt hinübergehen, in der er für uns Wohnungen gebaut hat. Die alte Welt hingegen wird brennen und vergehen.
Und tatsächlich scheinen Bibelstellen diese Sicht zu stützen, allen voran 2. Petrus 3. Dort sagt Petrus in Vers 10:
„Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein.“
In der folgenden Nacht schlief ich nicht gut. Mitten in der Nacht wachte ich von einem Alptraum auf. Seit Jahren hatte ich keinen Alptraum mehr. Aber in dieser Nacht hatte ich wieder einmal einen. In diesem Traum war ich in einem grossen Haus. Diesem Haus fielen zuerst die Wände ein und dann kippte der ganze obere Boden, der nur noch auf einer Mittelsäule stand, gegen das nächste Haus und alles hing am seidenen Faden kurz vor dem totalen Kollaps. Ich rief den Menschen zu, sie sollen sofort das Haus verlassen, aber sie schienen mich nicht richtig zu verstehen und gingen weiter ihren Tätigkeiten nach. Dann begann ich zu schreien,… Davon erwachte ich wohl selbst.
Gerade in Zeiten wie diesen haben Endzeit-Propheten und Menschen, die schon lange sagen, dass alles zu Grunde gehen wird, Hochkonjunktur. Und dann wird es mir ganz eng und düster zu Mute. Das ganze irdische Treiben wird dann noch sinn- und trostloser. Die ganze Stimmung droht in Hoffnungslosigkeit und Passivität zu kippen. Und die Bibel scheint auf den ersten Blick diese Sicht noch zu stützen.
Aber ist das wirklich die Botschaft der Bibel? Wenn es nur die Jesus-gläubigen Christen hinüber in die neue Welt schaffen und alles andere verbrennt, wozu bräuchte es dann noch die Bäume des Lebens, deren Blätter Heilung für die Nationen bringen, wie sie im letzten Kapitel der Bibel, in Offenbarung 22, erwähnt werden? Welche Nationen brauchen dann noch Heilung, wenn die nicht-Jesus-gläubigen Menschen ewig in der Hölle verbringen müssen und diese Erde verbrannt ist? Dann gibt es doch gar keine Nationen mehr, die geheilt werden müssen?!
Nach diesem Alptraum konnte ich nicht mehr einschlafen, stand auf und begann in der Bibel dort weiterzulesen, wo ich gerade am Lesen war; in der ersten Chronik. Im 16. Kapitel im 33. Vers stiess ich auf folgende Aussage:
„Es sollen jauchzen alle Bäume im Wald vor dem Herrn; denn er kommt, zu richten die Erde.“
Warum sollten die Bäume sich auf das Gericht freuen, wenn sie doch gerade dann im Feuer verbrannt werden würden? In Vers 6 im 2. Petrus Kapitel 3 spricht Petrus davon, dass die Welt durch die Flut zerstört wurde. Sie wurde aber nicht zerstört, nur umgeformt. Wir leben noch auf ihr. Eine neue Weltordnung war entstanden nach der Flut, die alte Ordnung war vergangen, ja, aber die Welt als ganzer Planet ist doch noch immer da.
Haben Adam und Eva es wirklich mit dem Essen eines Apfels fertiggebracht, die Schöpfung, die Gott 7-fach als gut bezeichnet hat, so zu verwüsten, dass sie nun irreparabel zerstört ist?
Paulus spricht in Römer 8,21-22 dass die Schöpfung von der Vergänglichkeit erlöst werden wird. Soll diese Erlösung etwa durch Auslöschung kommen, wie man einen alten Hund erlöst?
In 1. Mose 8, 21-22 spricht Gott davon, dass er „hinfort nicht mehr schlagen“ will „alles, was da lebt“, wie er mit der Flut getan habe. Dann höre ich das Argument: „Ja, er wird es nicht mehr mit Wasser tun, sondern nun mit Feuer.“ Wirklich?!
„22Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22) „Ja, solange die Erde besteht, aber dann… „Wirklich?!
Paulus und Petrus scheinen sich zu widersprechen. Oder meint Petrus einfach, dass die Elemente durch Feuer verfliessen werden und sich neu formen, ähnlich wie sich jedes Molekül an unserem Körper alle sieben Jahre erneuert hat?!
In einem kürzlich veröffentlichten Blogeintrag habe ich bereits erzählt, wie ich im ersten Satz der Bibel mit ab ba, 1_2 2_1, „Vater kommt“ sehe, dass Gott selber in seine Schöpfung kommen wird. Gott selbst kommt in die Schöpfung, die er dann sogleich zerstören wird, weil sie seiner nicht würdig ist?!
Jesus sagt nirgends: „Wir werden die Erde verlassen und zusammen ins Reich Gottes gehen.“ Er sagt: „…das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Matth. 4,17) Und er betet auch nicht: „…lass uns in dein (anderes) Reich kommen.“ sondern „Dein Reich komme wie im Himmel so auf Erden.“ Warum sollte er dafür beten, dass Gottes Reich kommen möge auf Erden, wenn die Erde dann eh vergehen wird? Wechselt das Reich dann einfach auf eine andere, zweite, neue Erde?
Diese Idee, dass Jesus selbst die Jesus-Gläubigen abholen wird und sie dann mit sich auf die neue Erde mitnehmen wird kommt hauptsächlich von diesem Vers von Paulus:
„17Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.“ (1. Thessalonicher 4,17) Paulus sagt aber nur aus, dass wir dem Herrn entgegen gehen werden. Und von dort aus? Die Entrückungstheorie sagt aus, dass wir von dort aus mit dem Herrn von der Erde wegziehen werden, dies steht aber nicht im Text. Viel eher ist es wie beim Caesar, dessen Anhänger ihm aus der Stadt hinaus entgegen gingen um ihn zu empfangen und in seine Stadt hineinzubegleiten. Oder wie Mose, Eleaser und die Fürsten aus dem Lager hinaus den erfolgreichen Kriegern entgegen geht, um sie zu empfangen (4. Mose 31,13).
„21denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ (Römer 8,21-22)
weiterführender Link: https://atyourservice.arocha.org/en/the-radical-renewal-of-creation-and-the-new-earth/