Warum Nordamerika?

Im 16ten Jahrhundert beginnt die Reformation in der Kirche. Die biblischen Schriften werden für das allgemeine Volk zugänglich gemacht durch die Reformatoren. Und durch die Erfindung der Druckerpresse kommen die Schriften unter das Volk. Die Menschen fangen an sich ein eigenes Bild zu verschaffen vom Leben, Sterben und der Auferstehung des Nazareners Jesus.

Freies Denken und in Fragestellen ist nun unumgänglich und die Kirche verliert an Kontrolle. Daraus entsteht der Rationalismus, der Glaube an die Erklärbarkeit aller Dinge. Man glaubt, dass der Verstand die einzige zuverlässige Quelle ist für Erkenntnisse.

Der Glaube an Jesus und die Grundgedanken der Reformation werden dann vorallem in der sogenannten Pietistischen Bewegung mit grossem inneren Engagement weitergelebt. Der Pietismus sucht nach der reinen Lehre. Es kommt zu vielen Aufspaltungen, weil man sich uneins ist, was die richtige Auslegung der Bibel ist. Die reine Lehre wird über der Einheit der Kirche gestellt.

Dann Ende 19tes und Anfang 20tes Jahrhundert kommt es innerhalb diesen Kreisen zu unerklärbaren, pfingstlichen Phänomenen. Leute reden in unverständlichen Sprachen und andere werden auf einmal fähig diese fremden Sprachen zu übersetzten. Heiligung wird ein sehr grosses Thema. Menschen erleben ekstatische Zustände und erleben diese als befreiend, reinigend und wohltuend. Man betet stundenlang zusammen. Sie bekennen sich gegenseitig Verfehlungen und befreit sich gegenseitig von Lasten, ähnlich wie bei der Beichte in der katholischen Kirche.

Tausende von Leuten werden von diesen Phänomenen angezogen. Es entsteht ein weitverbreitetes Gefühl einer Neubelebung der Kirche. Der Umgang damit unterscheidet sich in Deutschland und der Schweiz stark von anderen Ländern.

Aus Angst, dass die Phänomene vom Teufel kommen könnten, treffen sich 1909 knapp 60 einflussreiche Vertreter pietistischer Organisationen in Berlin. Sie verfassen eine Erklärung in der sie die Phänomene klar verurteilen und als „von unten“ verurteilen, die sogenannte Berliner Erklärung. Tatsächlich kam es auch zu fragwürdigen Nebenerscheinungen. Aber eine so klare Verurteilung der neuen Pfingstbewegung kam nur in Deutschland zustande.

Es gab einen tiefen Riss innerhalb der Glaubensbewegungen und mann musste sich entscheiden auf welcher Seite man stand. Swen Schönheit fasst die Geschehnisse rund um die Berliner Erklärung sehr ausgewogen und differenziert in einem Vortrag zusammen.

http://www.apg-berlin.de/files/vortrag_15_09_2009.pdf

Diese Ereignisse haben unsere Kultur und unsere Kirche geprägt.

In den USA verliefen die Phänomene und das Wirken des heiligen Geistes versöhnlicher. Und noch bis heute kommt dieses pfingstliche Wirken Gottes auf dem amerikanischen Kontinent vor.

Deshalb hatten Sue und ich auch den Eindruck, dass wir im amerikanischen kirchlichen Umfeld noch einiges im Glauben an Jesus dazu lernen könnten. Zwar eher weniger im theologischen Bereich und in der Auslegung der Schrift, aber im praktischen Ausleben des Glaubens und den Umgang mit dem heiligen Geist.

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