Sünde I

„If sin is the illness that kills us, faith in Christ is the cure available to all.“

„Wenn Sünde die Krankheit ist, die uns umbringt, dann ist der Glaube an Jesus die Kur, die für uns alle zur Verfügung steht.“ – Eitan Bar

In letzter Zeit beschäftige ich mich ziemlich eingehend mit dem Thema Sünde. Dies passt ja auch in die Osterzeit. Bei mir kommt es eher davon, dass ich Bücher von Christian A. Schwarz lese, die mir neue Perspektiven eröffnen auf dieses Thema und davon, dass in letzter Zeit einige Dinge geschehen sind, die mich aufwühlen und aus meiner Sicht mit diesem Thema zu tun haben. Ein Ereignis hat die christliche Szene kürzlich erschüttert. Es waren die Skandale rund um den Chocolatier Läderach:

Eine junge Frau wird von einem Mitschüler vergewaltigt. Als sie es ihrem Seelsorger erzählt, muss sie ihre christliche Gemeinschaft verlassen und wird von ihr als Hure verstossen. Dies klingt wie eine mittelalterliche Geschichte, ist aber so 1996 hier in der Schweiz geschehen. Wie kommt es, dass in dem Moment, in dem sie ihre schützende Gemeinschaft am stärksten benötigt hätte, diese sich zur Angreiferin wandelt?

Meine These ist, dass die theologische Idee, dass sich Gott am Kreuz von der Sünde abwenden musste, diese Gruppe sich abwenden liess von der vergewaltigten Frau. Diese Idee lässt uns einen Gott als Richter sehen, der aus sicherer Distanz der gerechten Strafe am Kreuz zuschaut, anstatt uns Gott den Arzt näherzubringen, der in Jesus den Krebs der Sünde herausoperiert.

Ja, Gott als Richter ist ein wichtiges Bild. Es beantwortet unser Verlangen nach Gerechtigkeit und Vollkommenheit. Er rückt Dinge, die in Schieflage geraten sind wieder zurecht. Er richtet sie. Aber was ist mit Gott dem Hirten, dem Arzt, dem Segnenden, dem Heilenden,….? Vor einem Richter wollen wir möglichst ohne Fehler dastehen, einem Arzt zeigen wir unsere Schwachstellen. Wenn ich was verbockt habe, renne ich dann zu Gott um seinen Rat und seine Hilfe zu suchen oder verstecke ich mich solange vor der Gegenwart Gottes an einen sicheren Ort, oder auch nur hinter einem Feigenblatt, bis ich mich wieder traue vor ihn zu kommen?

Gott als meinen liebenden Vater kennenzulernen, zu dem ich rennen darf, wenn was schief gelaufen ist, hat mein Lebensgefühl völlig verändert. Aber nicht nur meine Gefühle haben sich verbessert, sondern auch meine Fähigkeit Fettnäpfchen früh zu erkennen und ihnen auszuweichen. Deshalb möchte ich diesem Thema eine kleine Serie von Blogeinträgen widmen.

Shabbat Shalom!

Halleluja! We’ve been delivered.

Im Moment höre ich mir die Autobiographie von Reinhard Bonnke an. Sein Leben inspiriert mich. Er ist vor vier Jahren gestorben. Seine Geschichte lebt weiter.

Während seinem Bibelstudium am Bible Collage of Wales in Swansea war es Brauch zu rufen „Halleluja! We’ve been delivered.- Halleluja! Wir wurden erlöst“, wenn Gott für eine bestimmte Sache Geld freigesetzt hatte.

Er erzählt in seinem Buch die Geschichte, wie er eine Einladung zum Predigen in einer Gemeinde erhielt. Er sagte begeistert zu und hatte auch genügend Geld um Tickets für die Hinfahrt für sich und seinen Kollegen zu kaufen. Nur fehlte ihm das Geld für die Rückfahrt. Kurz vor dem Zeitpunkt der Rückreise lud ihn der Pfarrer der Gemeinde noch auf einen Tee in einem lokalen Restaurant ein. Als sie gehen mussten, nahm der Pfarrer seinen Geldbeutel und bezahlte die Getränke. Dabei sah Bonnke das viele Geld im Beutel und dachte, dass Gottes Versorgung sicherlich durch den Pfarrer kommen würde. Aber das war nicht der Fall.

Auch wir erlebten so oft, das Gott nicht durch die offensichtlichen Personen, bzw. die uns offensichtlichen scheinende Art und Weise, versorgte. In Bonnke’s Fall machten sie sich nach dem Restaurantbesuch auf den Weg zur Busstation ohne Geld für das Ticket zu haben. Als der Bus sich schon näherte kam eine Frau auf sie zu gerannt und streckte ihnen etwas Geld in die Hand, als Dank für ihren Predigtdienst in ihrer Gemeinde. Es war gerade genug um den Bus für die Heimfahrt zu bezahlen. – Halleluja! We’ve been delivered.

Heute habe ich ein wenig in meinen Tagebüchern rumgestöbert. Dabei bin ich auf eine schöne Geschichte gestossen. Im November vor zwei Jahren, während unserer Zeit an der Schule für Anbetung, Fürbitte und das Prophetische in Vézénobres, fuhren wir zu einem Einsatz nach Madrid. Wir erlebten dort eine gesegnete Einsatzzeit. Gott gab mir Träume und Gedanken, die ich teilen konnte, Sue erhielt viele Bilder und Worte für Andere und sogar Esra prophezeite mutig über einer Leitungsperson der Base. Am Tag der Rückfahrt hatten wir am Morgen kein Geld mehr für das Benzin, das wir für die Rückfahrt benötigten. Wir wären aus eigener Macht nicht mehr nach Vézénobres zurück gekommen. Doch beim Verabschieden drückte uns der Leiter der YWAM Base völlig unverhofft eine 100 Euro-Note in die Hand. Genug Geld um die Heimfahrt zu bewältigen. – Halleluja! We’ve been delieverd.

Zwei Tage später erinnerte ich mich an einen Traum, den ich nicht einmal aufgeschrieben hatte, weil er keinen Sinn zu ergeben schien. Mein älterer Bruder gab mir darin eine druckfrische 100 CHF-Note. Er hielt ein ganzes Bündel davon in der Hand. Im Traum kam mir dies vor wie in einem Mafia-Film und ich zögerte das Geld anzunehmen. Durfte ich das Geld wirklich akzeptieren? War das wirklich sauber? Ich fragte meinen Bruder, woher er das Geld habe. Er sagte nur: “ Weisst Du, ich kenne da diesen Typen, der einen ganzen Weinberg besitzt.“

Nun wurde mir klar, was der Traum bedeutete. Mein älterer Bruder stand für meinen älteren Bruder Jesus und der wiederum handelt im Sinne Gottes, dem Besitzer des Weinbergs (Lukas 20). Er verwaltet SEINE unerschöpflichen Ressourcen. Gott versorgt noch heute, in unserem Falle indirekt durch unseren Glaubensbruder von der Base in Madrid. IN GOD WE TRUST.

Weggehen oder „Hier-bleiben“?

Diese Frage haben wir uns schon oft gestellt in unserem Leben. Das letzte Mal wahrscheinlich als wir Südafrika besucht haben. Einen fremden Ort zu besuchen ist spannend. Die Gepflogenheiten sind ungewohnt, die Sprache je nach Destination exotisch und das Essen fremdartig. Wovon haben wir uns leiten lassen, als wir immer wieder weggegangen sind? War es die pure Abenteuerlust? Sind wir geflohen? Haben wir uns so von Gott geführt gefühlt? – Ich glaube es war eine Mischung. Manchmal sind wir vor der Enge der Schweiz geflohen. Manchmal wussten wir innerlich es ist richtig jetzt zu gehen, um eine Schule zu besuchen. Und ja, immer wieder fasziniert uns das Andersartige, Fremde und die Menschen, die anders leben als wir und uns uns doch so ähnlich sind. Was bewegt sie? Warum leben sie so wie sie leben? Was ist ihre Geschichte?

Fast jedes Mal fällt mir das Weggehen schwer, denn ich bin gern zu Hause. Ich geniesse die Annehmlichkeiten, die die Schweiz zu bieten hat. Alles funktioniert und ist geregelt. Ich bin gerne in unserem Daheim in der Nähe unserer Familien und besuche Freundinnen auf einen Kaffee oder gehe mit einer von ihnen Frühstücken oder in den McDonalds. (Es gibt nur eine Freundin, mit der ich das machen kann. Hahaha) Ich bin eher ein ängstlicher Mensch. Ich mag nicht so gerne Neues und Unbekanntes. Immer wieder braucht es mich Überwindung an einen neuen Ort zu gehen. Die grösste Herausforderung war wohl Südafrika. Setzte ich doch vor einem Jahr das erste Mal meinen Fuss auf den Kontinenten Afrika. Doch in den letzten Monaten dämmerte mir eine neue Erkenntnis; eine Angst, die ich so vorher noch nicht wahrgenommen hatte.

Es ist nicht so sehr das Weggehen, das ich fürchte, sondern das „Hier-Bleiben“. Das Bleiben an einem Ort, bequem zu werden und nicht mehr beweglich und spontan zu sein. Ich fürchte Bequemlichkeit. Ich fürchte meinen Hang zur Sicherheit, der zunimmt, weil ich mich kenne und es sich gut anfühlt zu wissen, was morgen ist oder in einer Woche. Ich fürchte Abhängigkeit von einem Job oder einer Institution, denn alles was ich will ist meinem Gott zu folgen, Neues zu entdecken, Menschen zu treffen und ihnen zu dienen, Länder und Kulturen zu erleben und vom Königreich Gottes zu erzählen. Vielleicht fürchte ich auch, dass ein Prophet in seinem Land nichts gilt, meine Stimme verklingt ohne gehört zu werden, meine Lebendigkeit im Treiben des Alltags verschüttet wird, mein Sehnen keine Nahrung bekommt und durch verstandesmässige Antworten zum Schweigen gebracht wird.

Noch vor zwei Jahren haben meine Pläne für die Zukunft ganz anders ausgesehen. Ich dachte, wir würden häufiger in Südafrika anzutreffen sein und zwischen Afrika und der Schweiz hin und her pendeln. Doch in den letzten Monaten hat Gott ganz anders geführt. Im Moment stehen alle Zeichen auf „Hier bleiben“, hier in der Schweiz, wo wir beide, David und ich, aufgewachsen sind und die Kultur, die Kirche und die Menschen so gut kennen. Da heisst es nun, mich dieser „Furcht“ zu stellen.

Das was ich tun kann ist, dass ich mir Zeit nehme, mich immer wieder auf IHN auszurichten. Ich lese inspirierende Geschichten von Menschen, die mir/uns vorangegangen sind und ihr Leben ganz IHM hingegeben haben. Ich halte mich an den uralten Verheissungen fest, die ER schon vor langer Zeit versprochen hat, nämlich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche und ER immer bei mir sein wird, was auch kommen mag. Denn anscheinend traut er mir zu, dass ich mit dieser „Furcht“ klarkomme und daraus ganz viel Schönes und Heilsames entstehen darf.

Erinnere dich…

Als Kind und jugendliche Person fragte ich mich oft, warum ich in der Bibel lesen soll. Ich wusste zwar, dass MAN das als Christ tut und deshalb tat ich es auch – mit mehr oder weniger Begeisterung. Manchmal war es ja schon spannend, aber oft ein Müssen und einfach langweilig. Vor allem, wenn die Wiederholungen kamen: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs…. uns aus der Sklaverei in die Wüste führte …. ins verheissene Land“… blablabla. “ (Petrus tut dies in seiner Rede an Pfingsten, genauso wie Stephanus vor seiner Steinigung – verrückt, wenn wir uns vor Augen führen in welcher Situation er sich in diesem Moment befand, – und dann natürlich Paulus). Im alten Testament sind es die Aufzählungen und Gesetzte, die mir die Augen schwer werden liessen: „Aus diesem Stamm so und so viele Männer und aus jenem Stamm so und so viele Männer …. die Länge der Stangen so und so viele Ellen und die Gefässe… blablabla… haltet meine Gebote… blablabla…“

Erst in der Bibelschule begann sich das grössere Bild in meine Kopf zu formen. Die Wiederholungen sind nicht da um uns zu langweilen, sondern damit wir uns erinnern. Wie gerne habe ich als Kind in meinem Fotoalbum geblättert, sowie auch in dem meiner Eltern. Oft fragte ich meine Mutter nach der Geschichte eines bestimmten Bildes. Es ist wichtig für jeden Menschen zu Wissen, woher er/sie kommt und zu wem wir gehören. Das gibt uns Stabilität und Vertrauen im Leben und das Wissen, dass wir richtig und wichtig sind.

Der Shabbat ist auch eine solch wiederkehrende Erinnerung an Gottes Bund, seine Taten und seine Verheissungen. Ein Tag an dem wir innehalten, reflektieren, träumen und uns erinnern. Besonders jetzt kurz vor dem Jahreswechsel bietet sich die Zeit an, um auf das vergangene Jahr zurückzuschauen. Was haben wir nicht alles erlebt!

Es war ein langer Prozess, bis ich verstanden habe, was gemeint ist mit diesen Wiederholungen und den Erinnerungen. Wie beim Volk Israel, da hat es auch nicht so geklappt mit dem Erinnern. Immer wieder haben sie vergessen, wer sie aus der Sklaverei geführt hat, haben sich auf Riten und Bräuche der Nachbarvölker eingelassen und haben andere Götter angebetet und da gings bergab mit ihnen. Das mit dem Erinnern scheint doch nicht so einfach zu sein. Wir brauchen Zeit dafür – Zeit um uns zu erinnern was er schon alles in unserem Leben getan hat.

Vor fast 12 Monaten habe ich mich auf eine Herausforderung eingelassen. Ich lese die ganze Bibel in einem Jahr. Ich bin ganz ehrlich, die Hälfte verstehe ich immer noch nicht und im Alten Testament gibt es entschieden zu viel Mord und Todschlag und doch lese ich heute mit anderen Augen als vor 15 Jahren als ich aufhörte in der Bibel zu lesen. (Ja mittlerweile lese ich wieder in der Bibel. Ich konnte ja schlecht eine Bibelschule machen ohne die Bibel zu lesen 😉 Je mehr Zusammenhang ich habe, desto mehr verstehe ich. Und die Erkenntnisse, die ich gewinne überraschen mich immer wieder. Oft hilft mir auch ein Video von Bible-Project um mir einen Überblick über ein Buch zu beschaffen.

Wo ich doch schon dabei bin ehrlich zu sein, dann war das Buch Hiob der erste Brocken, denn es zu verdauen gab… so viele Worte und Meinungen, das mir nach dem Lesen der Kopf schwirrte, aber wie auch immer. Dann gab es auch wieder spannende Momente mit dem Hirtenjungen David, der König wird. Doch dann kam wiederum der Prophet Hezekiel und auch Jeremiah… (dieser Mensch war extrem negativ – wenn ich das so sagen darf – und wiederholend – depressiv… wie auch immer ihr weisst was ich meine). Oft konnte ich aber auch Gottes flehende Stimme zwischen den Zeilen lesen, die darum bat gehört zu werden: „Ich meine es gut mich euch. Seht ihr das denn nicht? Wählt das Leben, lasst euch nicht auf böse Machenschaften ein. Ich liebe euch, was immer auch kommen mag.“ Viele schöne Verheissungen und Worte des Trostes sind mir begegnet in diesem „Bibel-Jahr“. Bald bin ich also fertig mit meiner „Ein-Jahres-Challenge“ und wie geht es wohl weiter mit meiner Bibellesegeschichte?

In den letzten Jahren hat Gott mein Herz verändert und ich verbringe gerne Zeit mit meinem Papa Gott, nicht nur beim Lesen der Bibel auch sonst im Zweigespräch. Von grossen Männer und Frauen, die uns vorausgegangen sind, wissen wir, dass sie oft viel Zeit mit Gott verbrachten. Ich denke, das ist ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt; Mir die Zeit zu nehmen und zu hören, zu lesen, zu forschen, zu entdecken. Wie in Sprüche 25,2: „Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen; aber der Könige Ehre ist es, eine Sache zu erforschen.“ Also machen wir uns auf, wir Königskinder, und gehen auf Entdeckungsreise!

In einem fernen Land

Im Herbst waren David und ich wieder in Südafrika. Diesmal fuhren wir selbstständig mit einem Auto von Ort zu Ort. Wir waren dankbar, dass es uns möglich war, einen Offroader zu fahren und dass die Klimaanlage funktionierte, denn es war sehr heiss. Manche Routen führten uns über Schotterstrassen und eine grosse Staubwolke folgte uns. In einem fremden Land unterwegs zu sein ist immer spannend. In einem Land, wo alles anders ist; die Sensoren mit denen wir die Umwelt wahrnehmen nicht so funktionieren wie zu Hause und wir versuchen aus Erlebnissen zu lernen. Die Kultur ist definitiv anders und abends ist die Müdigkeit riesig, weil alle Eindrücke des Tages verarbeitet sein wollen.

Der afrikanische Abendhimmel ist ein Phänomen für sich. Die Dämmerung hat ihren eigenen Zauber und nimmt mich jedes Mal wieder gefangen. Diese unendliche Weite des Himmels ist überwältigend und die Farbverläufe, die sich jede Minute verändern sind spektakulär. Oft bin ich enttäuscht über die Fotos, weil sie dem Erlebnis nicht gerecht werden. Aber es sind ja nicht nur die Farben und der Himmel sondern auch die Geräusche und Gerüche, die so ganz anders sind als wir sie kennen. Faszinierend!

Während unserer Reise haben wir vertraute Gesichter getroffen aber auch neue Freundschaften geknüpft. Das Baruch-Center in Bothaville haben wir erneut besucht, unsere Freunde in Migdol wiedergesehen und endlich ihre kleine, süsse Tochter kennengelernt. In Pretoria hatten wir die Gelegenheit mehr Menschen der JMEM-Base (Jugend mit einer Mission) kennenzulernen, mit jungen Südafrikanern ins Gespräch zu kommen und einem Ingenieur zu begegnen mit seinem sehr interessanten „Hydroponics System“.

Die unterschiedlichsten Situationen erlebten wir in diesem fernen Land. Sie brachten uns zum Schmunzeln, zum Schweigen, zum Lachen oder machten uns betroffen, wenn wir uns vorkamen wie im wilden Westen, als wir durch Bothaville fuhren und einen Pick-up mit Schafen und einem Stier hinten im Anhänger sahen. Oder wenn wir vor einer Garage warteten, damit unsere Pneus am Auto gewechselt wurden und wir einer Windhose aus lauter Farbpunkten zusehen konnten, die sich hoch in die Luft schraubte und uns zwischen Schönheit und Grausen schwankten liess, weil wir wussten, dass die farbigen Punkte in der Luft, Abfall in den verschiedensten Farben war vom Müllhaufen am Strassenrand, da in diesem Gebiet der Stadt die Müllabfuhr streikte und so der Abfall von mehreren Wochen die Strassenränder zierten. Oder wenn wir einen Vortrag vor mehreren jungen Südafrikanern hielten und sie uns an den Lippen hingen, weil sie mehr erfahren wollten über Beziehungen, Freundschaft und Ehe. Oder wenn wir im Auto konzentriert aus dem Fenster schauten um Gnus oder Zebras zu sehen und wenig später allen Löchern in der Strasse, sogenannten „Potholes“ auszuweichen. Oder wenn uns ein JMEM-Ehepaar in Potchefsdroom mit traditioneller Kleidung beschenkte, um uns in Afrika willkommen zu heissen und mir die Tränen kamen bei diesem symbolischen Geschenk.

Manchmal wundere ich mich über mein Leben. Niemals hätte ich als kleines Mädchen – das nicht gern auswärts übernachtete, weil da immer dieses Heimweh war – gedacht, dass ich so viele verschiede Länder und Menschen kennenlernen würde und mich fern ab von der Heimat wohlfühlen könnte. Österreich, England, Belgien, Frankreich, Albanien, Italien… und jetzt Südafrika. Das sind ein paar Stationen meines Lebens, die gefüllt sind mit Erlebnissen, Herausforderungen und Freundschaften, die mein Leben unglaublich bereichern. Gott hat mich/uns immer wieder weise geführt, da in uns die Sehnsucht brannte IHM nachzufolgen.

In Südafrika habe ich mich ein paar Mal ertappt, dass sich in mir ein grosses Staunen breitgemacht hat über den Verlauf meines Lebens. Ich bin ganz ehrlich, denn tief drinnen bleibe ich „es ämmitauer Buremeitschi“.

Dorothee von Flüe

Im Sommer haben David und ich in einem Stück über Niklaus von Flüe mitgestaltet und haben das Leben der Eheleute „von Flüe“ auf der Bühne dargestellt. Die Geschichte der Dorothee ist mir unter die Haut gegangen.

Was war das für eine Frau, die Ehefrau von Niklaus von Flüe, diesem Mann, der für 20 Jahre als Eremit im Ranft lebte? Was hat sie bewegt, dass sie den Vater ihrer gemeinsamen Kinder nach 20 Jahren Ehe in die Einsamkeit gehen liess? Wie hat wohl ihre Beziehung zu ihrem Mann ausgesehen? Er als Bauer, Krieger, „Amtsobmann/Richter“, Beter, Mystiker. Sie als Ehefrau, Mutter und Managerin des Hofes. Wie hat sie sich gefühlt als das Ringen und die Visionen begannen, die ihren Ehemann beschäftigten? Das nächtelange Beten und das Ausbleiben von ihrem Partner während einem jahrelangen Prozess… Wie sah ihre Gottesbeziehung aus, dass sie ihren Ehemann in seinen Ruf ziehen lassen konnte? Er ging um ganz für Gott da zu sein. Wo blieb sie in all dem? Hat dies ihre Gottesbeziehung verändert? War es schwierig Ihren Ehemann so nah im Ranft zu wissen und trotzdem so weit weg von ihm zu sein? Wie ging sie mit dem Gerede der Leute um?

Viele Quellen gibt es nicht über die Ehefrau von „Niklaus von Flüe“ oder „Bruder Klaus“. Weder er noch sie waren des Schreibens und Lesens mächtig. Was wir über sie wissen ist aus Einträgen in Kirchenbüchern oder Tagebucheinträgen anderer. Viel wurde schon geforscht und vor allem viele Fragen wurden gestellt. Wie war es damals zu leben? Gab es auch schon so viel Gerede über Ungewöhnliches? War Dorothee das Opfer und hat demütig ihren Mann auf seinen Egotrip loslassen müssen? Oder war sie eine Frau, die seine Entscheidung mitgeprägt und vor allem mitgetragen hat? Wir wissen es nicht, aber durch all die Texte, Dokumentationen und Gespräche, die ich mittlerweile gelesen und gehört habe erschliesst sich mir ein eindrückliches Bild einer starken Frau. Was ich aus ihrer Geschichte mitnehme, ist ihr Ringen und ihre Hingabe.

Dorothee war jung, erst 14 oder 15 Jahre alt, als sie den fast 30-jährigen Niklaus heiratete. Dieser Niklaus war ein guter Fang, belegte er doch hohe Ämter und war angesehen unter den Bauern, war Soldat gewesen und stand gut da im Leben, vermochte er doch seiner Frau und seiner wachsenden Familie mit 10 Kindern ein Haus zu bauen. Wie war das wohl für Dorothee als die Visionen anfingen, Niklaus nicht mehr viel isst und er oft tagelang verschwindet? Sie trägt es mit, wenn niemand sonst weiss, wo er ist und wünscht sich bestimmt innerlich, dass es ihm gut geht und er inneren Frieden findet. Er fragt sie, ob er gehen dürfe. Sie ringt mit Gott. Er will weg? Wie kann sie ihn gehen lassen? Er ist ihre Stütze, ihr Halt, ihr Liebhaber, ihr Herz. Wie soll sie ihn gehen lassen? „Nimmst du ihn mir Gott?“

Ein Jahr lang hat Dorothee an dem Eremitengewand genäht und dieses dann ihrem Mann übergeben am Tag als er seine Pilgerreise beginnt. Wie viele Tränen mögen bei jedem Stich geflossen sein? Wie viele Stunden des inneren Ringens mögen darin verwoben worden sein? „Ich sträube mich gegen dieses Vorhaben! Das ist doch verrückt! Aber wie kann ich mich dagegen stellen, wenn es das ist was meinem Mann Frieden mit Gott bringt? Wie kann ich mich gegen Gott stellen?… Was werden die Leute sagen?… Wie kannst du das von mir verlangen, Gott?“ Wut, Verzweiflung, Trotz, Überforderung, Trauer, Hilflosigkeit… bis dann der Durchbruch kommt, sie ihre Hände öffnen und loslassen kann und sie ein „Ja“ hat zu ihrem Weg findet und damit auch zu Niklaus` Weg. Vielleicht mag es so in ihrem Innern ausgesehen haben. Ich weiss es nicht, aber dies hat mir geholfen mich in die Rolle der Dorothee einzufinden.

Dorotheas Geschichte hat mich sehr berührt, weil ich Parallelen zu meinem Glaubensleben finde. Dieses Ringen mit Gott über den Weg, der vor einem liegt. Weil er zu schwierig, zu verrückt, zu überfordernd aussieht und man selbst nur noch den Rückwärtsgang einlegen und davon rennen will. Aber da ist dieses Flüstern, diese Verheissung, diese Einladung: „Ich habe dir nicht versprochen, dass immer alles gut gehen wird im Leben, aber ich habe dir versprochen, dass ich IMMER bei dir sein werde. Vertraue mir. Hab keine Angst. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Folge mir nach.“

Im Falle Dorotheas führte ihre Hingabe dazu, dass sie IHM vertraute und glaubte, dass ER sie versorgen würde. Ihre echte Liebe wollte das Beste für den anderen. Sie wusste nicht wozu dies alles gut sein sollte. Durch ihre Hingabe liess sie Klaus in den „Krieg“ für den Frieden ziehen und so wurde er zum „Vater der Nation“ und ist bis heute eine Stimme des Friedens geblieben.

Möge auch unser Ringen, mit unserem Weg mit Gott, zum Frieden führen. Möge unser Vertrauen wachsen und unsere Ohren die Einladung hören IHM zu folgen und mit ganzem Herzen „Ja“ zu sagen. Dieser Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, soll über euren Gedanken wachen. (Philipper 4,7) Shalom

Mehr Infos zu Dorothea Wyss/von Flüe:

«Dorothee Wyss war eine aussergewöhnliche Frau» – kath.ch

Und Dorothea? Wer war sie? (nvf.ch)

Wer war Dorothee Wyss? – Bruder Klaus

„So nah und doch so fern“; Klara Obermüller

„Der Name Jesu sei euer Gruss“; Geri Keller

In perfekter Harmonie mit der Schöpfung

„Lōkahi bedeutet ‚in vollkommener Harmonie, Einheit und Frieden‘. Die Dinge sind lōkahi, wenn du pono („im Reinen“) mit Io (dem Schöpfer-Gott), den Menschen und den ‚Aina (der Schöpfung) bist.“

– Zitat aus ‚God of light, God of darkness‘ von Daniel Kikawa

Als Christen kennen wir das Doppelgebot der Liebe; Gott lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Obwohl ‚Gebot‘ als Wort, wie wir es heute oft juristisch interpretieren, in diesem Zusammenhang nicht funktioniert. Denn Liebe kann man niemals gebieten, sondern nur freiwillig geben und empfangen.

Aber wie ist es mit der Liebe zur Schöpfung? Leben wir in Harmonie mit der Schöpfung?

In diesem Zusammenhang können wir wieder viel lernen von den Ureinwohnern. Der YWAM Base-Leiter von Pretoria hat uns erzählt von seinen Ausflügen zu den Khoi San in der Serengeti. Die Khoi San lieben es draussen bei den Löwen zu übernachten. Zu einem dieser Ausflüge nahmen sie den Base-Leiter und weitere Gäste mit. Aber die älteren Khoi San deuteten auf zwei der Frauen in der Gruppe: „Diese zwei können nicht mitkommen. Sie könnten von den Löwen angegriffen werden. Sie bluten. Sie haben ihre Tage.“ Und sie waren richtig mit ihrer Annahme. Wie nur konnten sie das wissen? Sie scheinen einen noch viel intensiveren Bezug zur Schöpfung zu haben.

Im Buch ‚God of light, God of darkness‘ beschreibt Daniel Kikawa, wie die ersten Segler, die nach Hawaii kamen vor über 2000 Jahren sich auf ihren Segelreisen in schlichten Booten nur an Sternen, Meeresströmungen, den Winden, Gerüchen, Fisch- und Vögelzügen und anderen Anzeichen der Natur orientierten. Sie erreichten ihre Ziele nach langer Zeit auf offener See auch ohne moderne Hilfsmittel. Sie waren im Einklang und tiefen Verständnis mit der Schöpfung.

Im Reinen zu sein mit Gott, den Menschen und der Schöpfung…

Der Mensch „Adam“ – ADM – kommt aus der Erde, der „Hadamah“ – HADMH- (1. Mose 2,7) und geht auch dorthin wieder zurück. Was uns unterscheidet von der Erde liegt im Blut „Dam“ – DM – (3. Mose 17,11), denn dort ist das Leben. Diese Aussagen widerspiegeln sich in den Hebräischen Buchstaben:

HADMH

ADM

DM

Um wieder mehr Frieden und Einklang zwischen Gott und den Menschen, den Menschen untereinander und den Menschen mit „Hadamah“ zu erlangen, setzen Sue und ich uns für regenerative Landwirtschaft ein und wollen 3 Projekte in Südafrika starten. Gott hat unserem Planet einen urururalten Mechanismus gegen die C02-Krise gegeben; die Photosynthese.

David Attenborough erzählt in seinem Film „A life on our planet“, dass 1937 noch zwei Drittel der Wildnis intakt war. Damals lebten 2,3 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde. 2020 waren es mehr als das Dreifache an Menschen auf der Welt und nur noch ein Drittel an Wildnis verbleibend. Gott wollte, dass sich die Menschen vermehren. Überbevölkerung des Planeten kann also aus der Sicht Gottes kaum das Problem für die Klimakrise sein. Aber kann die Hadamah uns alle ernähren und selbst noch gesund bleiben? Der Stickstoffanteil hat in diesen 83 Jahren um mehr als die Hälfte zugenommen.

Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit ein Drittel der Stickstoff-Binde-„Maschine“ – die Wildnis mit all ihren Pflanzen – an die Landwirtschaft übergegangen ist. Der Film „Kiss the ground“ zeigt diese Zusammenhänge eindrücklich auf. Aber es gibt Methoden, die die Landwirtschaft und die Kraft der Photosynthese wieder vereinen. Eine davon hat in Simbabwe dazu geführt, dass sich das Land seit 20 Jahren das erste Mal wieder selber ernähren kann; „Foundations for Farming“ hat dafür einen Preis gewonnen.

Als ich 2008 im Norden Äthiopiens war, erzählte man mir, dass dies mal eine grüne Gegend war. Nun war sie nur noch braun. Man hatte die Bäume alle gefällt für den Krieg gegen Eritrea. Und nun wird jedes Stückchen Holz sofort als Brennholz genommen. Dabei könnte sich durch Wiederaufforstung das lokale Klima wieder verändern, wie „der Waldmacher“ Tony Rinaudo aufgezeigt hat. Es kann lokal wieder beginnen zu regnen. Nur 60% des Regens kommt von den Meeren. Die restlichen 40% kommen vom Festland.

Wir beten dafür, dass Gott uns eine Möglichkeit gibt, die Versöhnung zwischen der Schöpfung und den Menschen einen Schritt voranzubringen.

P.s.: „God of light, God of darkness“ von Daniel Kikawa Kurzbeschrieb: „Eine erstaunliche wahre Geschichte, die deine Weltsicht auf indigene Kulturen für immer verändern und dich immer wieder umblättern lässt. In Form einer Geschichte geschrieben, ist es so spannend wie Ihr Lieblingsroman; Und doch ist diese Geschichte wahr. Diese Geschichte beginnt im alten, exotischen Hawaii und schlängelt sich durch die hawaiianische Geschichte bis hin zur unglaublichen Erfüllung einer 800 Jahre alten hawaiianischen Prophezeiung auf wundersame Weise. Dieses Buch wird die Art und Weise, wie du Gott, das Christentum und die indigene Kultur siehst, für immer verändern.“

Jesus der Nazaräer

Wer erinnert sich noch an dieses Zeichen?

2014 wurde es es zum Zeichen der Solidarität für die vom „Islamischen Staat“ verfolgten Christen im Irak. Auch ich ersetzte damals mein Facebook-Profilbild mit diesem Zeichen. Es ist das arabische „N“ und steht für Nazaräer. Die extremen Muslime malten es an die Wände der Häuser, die von Christen bewohnt wurden, und stellten ihnen ein Ultimatum. „Nazaräer“ werden Christen genannt in Erinnerung an Jesus von Nazareth, den jüdischen Messias.

Die Verfolgung von Christen ist immer noch ein hochaktuelles Thema. In diesen Tagen überschattet die Terrorattacke der Hamas auf Israel von letzter Woche alle anderen Themen. Passende Worte auf diese Angriffe sind nur schwer zu finden. In den Kommentaren auf Online-Plattformen sind viele schockierend schnell dazu bereit die Verurteilung der Gräueltat damit abzuschwächen, die Schuld bei Israel selbst zu suchen. Wie kann man nur die Geschichte so schnell vergessen oder verdrehen?

Es fehlen einem passende Worte. Ich bete für alle Palästinenser, die Jesus von Nazareth bereits kennen, dass sie eine Stimme des Friedens unter ihrem Volk sein können. Und ich bete dafür, dass noch mehr Juden ihren Messias kennenlernen dürfen. Seine Lehre der Vergebung wird helfen die Gewaltspirale zu stoppen.

Einen Hinweis, dass Jesus von Nazareth ihr lange erwarteter Messias ist, findet man in der Numerologie des Namens:

יֵשׁוּ הַנוֹצרִי

Jeshua Ha Nutseri; Jesus der Nazaräer; von Google wird es als „Jesus Christus“ übersetzt.

In der nominalen Zählweise setzten sich die Worte so zusammen:

10 + 21 + 6 und 5 + 14 + 6 + 18 + 20 + 10 = 37 + 73

37 73

So ist in dieses kleine Zeichen ن die Bestätigung hineingelegt, dass Jesus der versprochene Messias ist. Der erste Satz der gemeinsamen Schrift von Judentum, Christentum, Islam (Genesis 1,1) hat den Gesamtwert von 2701. Dies ist 37*73. Diese Verbindung zwischen dem eröffnenden Schöpfungssatz der Bibel mit dem Rufnamen von Jesus unterstützt die ungehörige Aussage aus Kolosser 1,15+16, dass Jesus von Nazareth der Erstgeborene vor aller Schöpfung ist und alles durch ihn entstanden ist.

Ergänzung zu „Himmlische Welt“

Kaum nachdem ich den Text über Hebräer 3 geschrieben habe letzte Woche, sprach ich mit meiner Schwägerin über das Thema und es entstand ein intensives Gespräch. Das Thema bewegt nicht nur mich. Sie empfahl mir das Buch «Imagine Heaven». John Burke beschäftigt sich darin mit hunderten, verschiedenen Nahtoderfahrungen von Menschen aus allen Teilen der Welt mit unterschiedlichen, religiösen Hintergründen. Wirklich ein sehr empfehlenswertes Buch.

Tatsächlich gibt es mir nochmals einen neuen Anstoss zum Thema und ich realisiere, dass ich den Text letzte Woche einseitig geschrieben habe. Darin stosse ich auch noch auf Hebräer 11,16: «Aber sie suchten nach etwas Besserem, einer Heimat im Himmel. Deshalb schämt sich Gott auch nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.» Tatsächlich beschreiben gemäss Burke viele Menschen, dass sie sich im Himmel mehr zu Hause gefühlt haben als irgendwo sonst. Und auch von der Stadt erzählen viele. Ein Junge, der nie Offenbarung 21 gelesen hat beschreibt sogar, wie Gott und Jesus die Stadt erleuchten.

Ja klar; was wäre unser Glaube, wenn er nicht über unsere wahrnehmbare Welt hinausgehen würde?! Was genau wühlt mich denn so auf am Thema Himmel? Es ist die Überbetonung der Welt als gefallenem Ort und dem Himmel als Zufluchtsort davor. Es ist die Verschiebung unseres Zieles von der Erfüllung unserer irdischen Bestimmung hin zu einem schlichten «es in den Himmel schaffen». Viele der Menschen, die im Buch von ihren Himmelserfahrungen erzählen, wurden gefragt, ob sie wieder zurück gehen wollen oder wurden gar zurückgeschickt, weil sie ihre Bestimmung noch nicht erfüllt hatten. Dabei ging es nicht um die Gründung einer weiteren christlichen Gemeinde oder einer Hilfsorganisation, sondern um Liebe: ein Gefäss der Liebe Gottes auf Erden zu sein.

Unser Leben hier ist kurz und hat ein enormes, ewiges Gewicht. Sehr häufig erzählen Menschen, wie sie ihre Lebensereignisse aus der Perspektive aller Beteiligten nochmals durchleben. Die brennendste Frage dabei wurde: Habe ich geliebt?

Mit meinem heutigen Stand der Erkenntnisse glaube ich, dass diese Menschen dorthin gelangen, was der schottische Theologe NT Wright, das Leben nach dem Tod beschreibt. Klar oder?! Aber danach kommt gemäss Wright eben noch «das Leben nach dem Leben nach dem Tod»; die körperliche Auferstehung der Toten. Burke kommt in seinem Buch auf Seite 61 zu einem ähnlichen Schluss. Das Zitat beginnt mit den Worten von Paulus aus 1. Korintherbrief 15, Verse 35+40:

«‘35Jetzt könnte man natürlich fragen: »Wie werden die Toten auferweckt? Mit was für einem Körper werden sie wiederkommen?«…40Es gibt ja auch Himmelskörper und irdische Körper. Die Himmelskörper haben eine ganz andere Schönheit, als die irdischen Körper.’ Paulus erklärt später in diesem Kapitel, dass unsere irdischen physischen Körper eines Tages auferstehen werden, genau wie der Körper Jesu auferstanden ist. Aber das passiert nicht direkt, wenn wir sterben. Wenn wir sterben, erhalten wir im Wesentlichen eine Aufwertung durch unseren vorübergehenden, irdischen Körper (Version 1.0) zu einem spirituellen Körper (Version 2.0), der eine weitaus größere Herrlichkeit hat. Es ist immer noch nicht die endgültige Version. Wenn alles gesagt und getan ist und Gott die Menschheitsgeschichte, wie wir sie kennen, abgeschlossen hat, sagt die Heilige Schrift, dass alle ursprünglichen, irdischen Körper
auferstehen werden, genau wie sein Körper auferstanden ist. Jesus ist der Prototyp dafür, wie unser aufgewerteter, spiritueller Körper mit unserem auferstandenen, irdischen Körper vereint wird. Jesus konnte körperlich berührt werden, Fisch essen, die Emmausstraße entlanggehen und mit den Jüngern in seinem auferstandenen Körper sprechen. Er zeigte auch die leuchtende Brillanz des spirituellen Körpers, die Fähigkeit, durch Wände zu gehen und sich nur mit Gedankenkraft fortzubewegen. Was die meisten Menschen nicht erkennen, ist, dass Gott vorhat, alles neu zu machen, einschließlich der Erde und unseres Körpers, und Himmel und Erde zu einer Einheit zu vereinen.»

Himmel und Erde vereint. «Dein Reich komme, wie im Himmel so auf Erden.». Der Himmel auf Erden. Die Schöpfung ist nicht verloren. Er hat sie uns Menschen zur Pflege anvertraut. Wir können durch unsere Liebe zur Schöpfung Umstände schaffen, die Menschen, Tiere und Pflanzen gedeihen lassen.

Himmlische Welt?

Ich lese in Hebräer 3:

„…Auch ihr gehört ja zu denen, die geheiligt und zur Teilnahme an der himmlischen Welt berufen seid.“

Sofort öffnet sich ein ganzer Kasten an Interpretation der Bibel, die ich so schwierig finde.

„Aber es steht ja da; was wehrst Du Dich dagegen: die himmlische Welt ist das Ziel. Darauf leben wir hin. Das Leben hier auf Erden musst Du einfach möglichst schad- bzw. schuldlos überstehen, damit Du dann eintreten darfst in das ewige Leben in der himmlischen Welt.“

Dann sehe ich eine kleine Fussnote in meiner NGÜ am Ende des Satzes: „oder: ‚und dem Ruf vom Himmel gefolgt sind.‘ Weiter: ‚die ihr heilig seid und an der himmlischen Berufung teilhabt.'“

Ja, was ist jetzt mit der himmlischen Welt? Sind wir nun berufen in den Himmel zu gelangen oder kommt unsere Berufung aus dem Himmel, der inneren, unsichtbaren Welt. Ich neige zu zweitem, denn vergebens suche ich im Originaltext nach dem Wort „Welt“. Es steht dort nicht. Trotzdem ist es die erste Wahl der Interpretationsmöglichkeiten, die die NGÜ wählt.

„Ja, darum geht es ja schliesslich im Christentum; um einen Platz im Himmel, oder etwa nicht?“

„Ja, vielleicht auch“, wage ich zu entgegnen. „Aber in erster Linie verbindet uns Jesus, der Sohn Gottes und König der Welt mit unserer himmlischen und ursprünglichen Berufung als Menschen. Er verbindet uns wieder mit Gott, damit wir wieder so leben können, wie er es vor unserer Schöpfung bereits durchdacht hatte.

In Genesis 2 erzählt uns die Bibel, dass noch kein „Adam“ da war um die „Adamah“ zu bearbeiten. Es war noch kein Mensch da um den Erdboden zu bearbeiten, deshalb war noch nichts gewachsen. Gott erschuf danach den Adam, damit er die Adamah bearbeitet. Danach ruht er. Seine Arbeit ist getan, wir sind dran. Wir helfen Dinge wachsen zu lassen. Oder wie es Shamu von der Adamah-Farm in den Staaten viel präziser formuliert: „Wir bringen die Dinge nicht zum Wachsen. Wir schaffen nur die Bedingungen dazu.“ Dabei denke ich an Landwirtschaft, aber auch an innere Dinge, wie Friede, Liebe, Treue,…; Dinge, die ein wachstumsreiches Umfeld schaffen.